Ritual, Conflict and Consensus
Case Studies from Asia and Europe
Der vorliegende Band präsentiert in neun Beiträgen, mitsamt einer thematischen Einleitung von Gabriela Kiliánová, Resultate neuer empirischer und theoretischer Forschungen zum Thema Ritual und die Bedeutung, die es für Durchführende und Beteiligte, für einzelne soziale Gruppen oder für eine ganze Gesellschaft innehat. Die Fallstudien von Tatiana Bužeková, Gebhard Fartacek, Andre Gingrich, Christian Jahoda, Eva-Maria Knoll, Maria-Katharina Lang, Helmut Lukas und Joanna Pfaff-Czarnecka stellen einen wesentlichen Beitrag zum gegenwärtigen Diskurs über rituelle Performanzen dar, deren Kraft und Wirksamkeit ihnen eine andauernde Faszination in der sozialanthropologischen Forschung und darüber hinaus verleiht. Während die AutorInnen ihre Fallstudien von unterschiedlichen theoretischen Standpunkten aus und mit verschiedenen methodischen Ansätzen untersuchen, eint sie die Frage, inwieweit Rituale eine mögliche Quelle für Konflikt und Konsens in der Gesellschaft sein können, und auch, inwiefern sie dazu beitragen können, Konflikte zu vermeiden und Konsens herbeizuführen. Die Antworten auf diese Frage resultieren in einer zweiten Gemeinsamkeit dieses Bandes, das Thema Ritual notwendigerweise vor dem Hintergrund sozialer Beziehungen und lokaler oder globaler ökonomischer, politischer, ideologischer und kultureller Prozesse zu analysieren. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass die Gesellschaften in Asien und Europa auf ihrem Weg zur multiplen Moderne zahlreiche Krisen durchlaufen, in denen ökonomische Interessen, politische Ziele, ideologische Konzepte und Wertvorstellungen unterschiedlicher sozialer Gruppen oder Individuen in potenziellen oder offenen Konflikten aufeinandertreffen. Dabei funktionieren Rituale in unterschiedlicher Form: einerseits als Reflex oder Auslöser von Konflikten, andererseits als Faktor, der Konflikte limitiert und tendenziell sozialen Zusammenhalt fördert.