Der renommierte, 2010 verstorbene kroatische Theaterwissenschaftler Nikola Batušić hat die Geschichte des deutschsprachigen Theaters in Kroatien vor der Wende verfasst und der Leiterin der damaligen Kommission für Theatergeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zur Veröffentlichung übergeben. Mit Einverständnis der Tochter und Nachlassverwalterin, Ida Raffaelli, erscheint das überarbeitete Manuskript nun mit ergänztem Bildmaterial und aktualisiertem Literaturverzeichnis.
Vorliegende Studie zum deutschsprachigen Theater in Kroatien fasst Batušićs langjährige Forschungen zusammen, die auf Kroatisch erschienen sind und im Literaturverzeichnis im Anhang angeführt werden. Erstmals werden sie nun einer deutschsprachigen Öffentlichkeit bekanntgemacht. Beginnend bei den theatralen Veranstaltungen der Renaissance und fortsetzend mit den Theaterspielen der Jesuiten, die die Bevölkerung für ein regelmäßiges Theater sensibilisierten, zeigt Batušić, wie durch den politischen Verwaltungsraum der Habsburgermonarchie auch die besprochenen Gebiete Kroatiens Teile eines Theaternetzwerkes wurden, das den Boden für den Durchzug der deutschsprachigen Truppen bereitete. Die Interaktionen und Wechselwirkungen der deutschsprachigen Theaterunternehmer mit den jungen nationalen Theaterbestrebungen in kroatischer Sprache bildeten die Basis für das spätere kroatische Nationaltheater.
In der Studie von Nikola Batušić sind alle Entwicklungsstränge des deutschsprachigen Theaters in Kroatien von den Anfängen bis zum Ende der Monarchie nachgezeichnet. Besonders für unsere durch Migration und Sprachenvielfalt geprägte europäische Gegenwart sind die Interdependenzen und Verflechtungen von deutschsprachigen Unternehmern und die Entstehung eines kroatischsprachigen Theaters von Interesse.
5.3. Die Rolle des deutschsprachigen Theaters bei der Entstehung der neueren kroatischen Literatur - 5.4. Der Einfluss der deutschsprachigen Bühnen auf das kroatische Kulturleben im Allgemeinen