Der vorliegende Aufsatz befasst sich mit dem Prähistoriker Kurt Willvonseder, der bald nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich der SS und NSDAP beigetreten war und in das Ahnenerbe der SS aufgenommen wurde. In den darauffolgenden Jahren machte er im Bereich der österreichischen Denkmalpflege Karriere und war im Rahmen dieser Tätigkeiten unter anderem an archäologischen Ausgrabungen rund um das KZ-Nebenlager Gusen beteiligt. Auf Grund seiner Stellung im Ahnenerbe war er in dieser Zeit auch in Südosteuropa eingesetzt, wo er einerseits wissenschaftlich tätig und andererseits im Sinne der nationalsozialistischen „Volkstumspolitik“ beschäftigt war. Nach 1945 für kurze Zeit interniert und aus sämtlichen Ämtern entlassen, konnte er seine wissenschaftliche Karriere spätestens ab 1950 wieder aufnehmen und wurde in der Folge Direktor des renommierten SMCA (Salzburger Museum Carolino Augusteum) und Lehrender am Historischen Institut der 1962 wiedergegründeten Universität Salzburg. Ziel dieses Beitrags ist es, Willvonseders Werdegang anhand der Institutionen und Organisationen, mit denen er in Verbindung stand, aber auch seiner Kollegen im Bereich der Ur- und Frühgeschichte darzustellen und daraus ein möglichst vollständiges Bild einer wissenschaftlichen Karriere nach dem nationalsozialistischen System zu zeichnen, das untrennbar mit seiner Tätigkeit während der NS-Zeit verbunden war. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Willvonseder betreffenden Entnazifizierungsmaßnahmen. Diese biographische Analyse stützt sich hauptsächlich auf archivalische Originalquellen aus dem entsprechenden Zeitraum.
Schlagworte: Ahnenerbe, Amt Rosenberg, KZ Gusen, Salzburger Museum Carolino Augusteum (SMCA), Bundesdenkmalamt, Universität Salzburg, Entnazifizierung, Operationszone Alpenvorland, Prähistorie, Forschungsgeschichte, Hertha Ladenbauer-Orel, Richard Pittioni, Hans Reinerth, Wolfram Sievers, Kurt Willvonseder