In dieser Arbeit wird zum ersten Mal die Entwicklung der Gesellschaft in Spiti und im oberen Kinnaur (Himachal Pradesh, Indien) über einen langen Zeitraum rekonstruiert, und zwar anhand einer ihrer zentralen Strukturen, der sozio-ökonomischen Organisation. Im Mittelpunkt dieser Studie steht die Untersuchung des Dorfes Tabo im Spitital und der umliegenden tibetischsprachigen Gebiete im nordwestlichen Himalaya. In methodologischer Hinsicht handelt es sich um eine Kombination von sozialanthropologischer Forschung und der Auswertung von historischen und rezenten Schriftquellen (teils aus dem Bestand des über 1000-jährigen buddhistischen Klosters in Tabo).
Die im Kern auf Modellen der peasant theory aufbauenden theoretischen Konzepte und Perspektiven der Arbeit werden – durch die Einbeziehung von Erkenntnissen der sozialanthropologischen Tibetforschung zur gesellschaftlichen Strukturierung durch religiöse Institutionen wie buddhistische Klöster und Tempel – wesentlich weiterentwickelt.
Die Darstellung der Ethnographie des Untersuchungsgebiets bildet zusammen mit der Untersuchung des Landrechts, in Verbindung mit dem Steuer- und Abgabensystem, einen zentralen Bestandteil in der Analyse der historischen und gegenwärtigen Beziehungen zwischen den jeweiligen Machthabern und den landwirtschaftlichen Produzenten (peasants). In diesem Zusammenhang ist auch die hier erstmalig erschlossene politische Geschichte der Region essentiell. In insgesamt zwölf Exkursen werden außerdem detailliert einzelne Schwerpunktthemen (wie z. B. Steuer- und Verwaltungswesen, unfreie Arbeit, regionaler, supra- und transnationaler Wollhandel, Ökonomie von buddhistischen Klöstern, Entwicklung der Bevölkerungszahl) in einem betont vergleichenden Fokus untersucht.