Dieser Band widmet sich der Entstehung und Entwicklung von shivaitischen tantrischen Bestattungsritualen (antyeṣṭi) und Formen der Ahnenverehrung (śrāddha) im frühmittelalterlichen Indien. Eine genaue Analyse von gesammelten Textbelegen aus dem 5. bis 12. Jahrhundert n. Chr. zeigt, wie die zunehmende Einbeziehung von Totenritualen in das tantrische Ritualrepertoire direkt mit dem Aufstieg des tantrischen Shivaismus von einer esoterischen Randbewegung asketischen Ursprungs zu einer dominanten und einflussreichen Religionsströmung zusammenhängt. Im Zentrum der Studie steht dabei, wie die shivaitischen Ritualisten auf die Bedürfnisse derjenigen Initiierten eingingen, die eng mit der brahmanisch-orthodoxen Gesellschaft verbunden waren, wobei vor allem der Bereich der Toten- und Ahnenrituale bedeutungsvoll war. Um das brahmanische Modell dieser Rituale mit der shivaitischen Befreiungslehre in Einklang zu bringen, wurde das Verbrennungsritual als Teil einer tantrischen Toteninitiation interpretiert, welche die Seele reinigt und sofort vom Kreislauf der Wiedergeburt (saṃsāra) befreit. Die traditionelle Ahnenverehrung wiederum wandelte sich in eine Verehrung des Verstorbenen als Manifestation des Gottes Shiva.
Das Buch bietet in der Einleitung zunächst einen Überblick über den soziohistorischen Kontext des frühen Shivaismus und widmet sich dann in fünf Kapiteln der Entwicklung von shivaitischen Bestattungsriten und Formen der Ahnenverehrung anhand von zuvor noch nie edierten Sanskrit-Texten. Die Kapitel beinhalten Beschreibungen und Analysen der Rituale und widmen sich dabei auch den Paradoxa, die sich aus den theoretischen Unstimmigkeiten zwischen shivaitischer Doktrin und ritueller Praxis in Folge der tantrischen Umdeutung brahmanischer Totenriten ergaben. Das Buch wird durch Appendizes ergänzt mit kritischen Texteditionen und englischen Übersetzungen samt Kommentaren von ausgewählten Passagen aus den frühesten erhaltenen tantrischen Sakraltexten (ca. 5.–9. Jh. n. Chr.), nämlich Svāyambhuvasūtrasaṃgraha 22.9–20, Sarvajñānottara 12 und 13 und Kiraṇa 60 und 61 sowie auch aus dem südindischen Ritualhandbuch Jñānaratnāvalī aus dem 12. Jahrhundert.
Anton Schiefner (1817–1879). Briefe an Theodor Benfey (1809‒1881)
ab 78,00 €
Wiener Zeitschrift für die Kunde Südasiens, Band 58 (2019‒2021) ‒ Vienna Journal of South Asian Studies, Vol. 58 (2019‒2021)
ab 64,00 €
Candrakīrti’s Madhyamakāvatārabhāṣya
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Dharmakīrti’s Sambandhaparīkṣā and Devendrabuddhi's Sambandhaparīkṣāvṛtti
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Claus Oetke
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In Stein gemeisselte Geschichte(n): Nikolaus Rhodokanakis (1876‒1945), Pionier der Altsüdarabistik
ab 78,00 €
Meaning and Non-existence: Kumārila's Refutation of Dignāga's Theory of Exclusion
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Der Linguist Anton Schiefner (1817–1879) und sein Netzwerk – Briefe an Emil Schlagintweit, Leo Reinisch, Franz v. Miklosich, Vatroslav Jagić, K. S. Veselovskij, Eduard Pabst, Vilhelm Thomsen und andere