In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts wurde auch im alten Österreich, in Wien und in Prag, mit der Herstellung von Kammspielwerken begonnen, und diese Instrumente werden heute ihrer Qualität und ihres Klanges wegen von Liebhabern und Sammlern sehr geschätzt. Es war das Verdienst von Anton Olbrich in Wien und Frantisek Rzebitschek in Prag, daß sie in den ersten Jahren ihrer Tätigkeit jenen Instrumententypus schufen, der heute als „Wiener“ Werk angesprochen wird. Diese Spielwerke wurden vor allem in Kommodenuhren, Bilderuhren, aber auch in Kassetten eingebaut. Die hier vorgestellten Instrumente stammen aus einem Zeitraum von etwa 50 Jahren: die frühesten kommen aus den 30ger Jahren, die spätesten aus den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Diese CD bietet eine Auswahl an Tanzmusik an, im Mittelpunkt stehen Werke von Johann Strauß Vater und Sohn sowie von Josef Strauß. Aber auch Kompositionen von Josef Lanner waren offensichtlich sehr gefragt. Daß auch Kleinmeister auf den Walzen der Spielwerke vertreten sind beweisen Kompositionen von Kaulich und Bánat. Damit spiegelt das Repertoire der Instrumente den Geschmack und die Vorlieben des Publikums jener Zeit. Neben der technischen Konzeption ist für die Wiener und Prager Spielwerke auch eine Art des musikalischen Arrangements charakteristisch, die sich ganz wesentlich von der Musik auf den späteren Schweizer Spieldosen und ihren typischen „Spieldosenmanieren“ unterscheidet. Die hier vorgestellten Tonaufnahmen wurden unter dem Prätext gemacht eine Quelle für weitere wissenschaftliche Forschung zu erschließen indem sie die Favoritstrücke früherer Zeiten im originalen Klang der historischen Musikautomaten bewahren und einen Einblick in eine authentische Aufführungspraxis ermöglichen.