Herrschaft und Staat: Politische Terminologie des Osmanischen Reiches der Tanzimatzeit
Das Buch untersucht die Verbindung zwischen Sprache, Gesellschaft und Geschichte im Osmanischen Reich in Bezug auf den ersten nachhaltigen Einfluss europäischer Konzepte auf einer linguisitischen und kulturellen Grundlage. Die Tanzimatperiode (1840-1870) ist eine Zeit der Reformen, die auf europäischen sozio-politischen Ideen beruhen. Das Osmanische Reich hatte sich auf dem Höhepunkt seiner Macht seinen Nachbarn überlegen gefühlt und so die Entwicklungen, die ein neues Europa geformt haben, bis hinein ins 18. Jh. versäumt (Reformation, Aufklärung, technischer Fortschritt). Spätestens da erkannte die Hohe Pforte, dass das Osmanische Reich im Niedergang begriffen war. Daher bemühte man sich, europäische literarische und wissenschaftliche Werke ins Osmanische zu übersetzen und administrative, gesetzliche und juridische Reformen einzuleiten. Diese Reformen basierten auf europäischen Vorbildern, wobei jedoch neue Wörter und Begriffe nötig waren, um vormals unbekannte Ideen auszudrücken. Diese Dynamik lief unter zweierlei Begleitumständen ab. Die Nationalbewegungen innerhalb des Reiches zwangen die Pforte zu reagieren. Zugleich aber mußte sich das Osmanische Reich auch mit der Einmischung der europäischen Mächte auseinandersetzen. Daher war es eines der ersten muslimischen Länder, die zwischen dem Islam und der europäischen Moderne vermittelten. Das vorliegende Buch zeigt, wie sich dies in der osmanischen Sprache reflektierte, wobei als Quellen neben Zeitungen vor allem die Reformdekrete von 1839 und 1856 sowie die erste osmanische Verfassung von 1876 dienen. Die Untersuchung konzentriert sich darauf, wie und wann neue Wörter für einige wichtige Begriffe eingeführt wurden, z.B. bezüglich Rechtssicherheit, Parlamentarismus, moderne Administration, Freiheit, Gleichheit und nationalstaatliche Ideen.