Als wissenschaftliches Spiegelbild der heutigen „Globalisierung“ setzt sich die aktuelle Globalgeschichte mit dem weltumspannenden Einfluss ehemaliger Kolonialreiche wie Großbritannien oder Frankreich auseinander. Hier setzt die vorliegende Publikation einer globalen Architekturgeschichte an, denn in der klassischen Habsburg-Forschung blieb der weltweite Einfluss der späten k. u. k. Monarchie bisher weitestgehend ausgeblendet. Ein veritabler blinder Fleck ist die Beteiligung am „Internationalen Settlement“ von Tientsin (heute Tianjin/China), wo Österreich-Ungarn ab 1900 eine eigene Handelsniederlassung („Konzession“) plante, bevor der Erste Weltkrieg dieser Episode ein jähes Ende bereitete.
Das vorliegende Buch verfolgt den Ansatz, historische Erkenntnisse mit zeitgenössisch relevanten Fragen zu verbinden: Der Hauptteil beschäftigt sich mit der städtebaulich architektonischen Konzeption und Umsetzung der Österreichisch-Ungarischen Konzession in Tientsin (1901-1917) und fördert dazu mit mehr als 200 historischen Karten, Skizzen, Plänen und Fotografien bisher unbekanntes Archivmaterial zutage. Im Anschluss werden die Strategien der heutigen Stadtregierung von Tianjin untersucht, die baulichen Relikte der ehemals imperialistischen Zeit als chinesisches Kulturerbe zu vermarkten. Die Einleitung von Georg Lehner beleuchtet schlaglichtartig den geschichtlichen Annäherungsprozess von Österreich(-Ungarn) an das sogenannte Reich der Mitte im 19. Jahrhundert, während ein umfangreicher Anhang weitere wertvolle Bildquellen und Literaturhinweise aufbereitet.
Gefördert durch: Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) - Selbstständige Publikationen
Gefördert durch: DDr. Franz-Josef Mayer-Gunthof Wissenschafts- und Forschungsstiftung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
»In the opening pages of his richly documented book on the history of the Austro-Hungarian concession in Tianjin, Michael Falser recalls to what extent research on the European ‘concessions’ in late nineteenth-century and early twentieth-century Chinese cities is currently both abundant and fragmented.
(...)
However, the book stands out from most of the current literature on concessions for a few reasons, the first of which originates from the specific character of its object.
(...)
In this respect, the book presents itself as an invitation to counter such trends by promoting stronger historical knowledge of the existing built environment and by renewing close research collaborations between European and Chinese experts.
https://brill.com/view/journals/ejea/22/3/article-p339_8.xml«
European Journal of East Asian Studies 22 geschrieben von Filippo De Pieri und Beini Guo