Das im 6. Jahrhundert im Auftrag von Kaiser Justinian erbaute Katharinenkloster in der Sinai-Wüste beherbergt die älteste christliche Klosterbibliothek mit einer lückenlosen Geschichte. Dieses griechisch-orthodoxe Kloster besitzt eine der größten Handschriftensammlungen der Welt mit insgesamt über 4500 Codices. Darunter befindet sich eine bedeutende Anzahl von Palimpsest-Handschriften (über 170), in denen elf verschiedene Sprachen in den ausradierten Schichten als "scriptiones inferiores" bezeugt sind: Sie spiegeln die lange Geschichte und den multikulturellen Charakter des Katharinenklosters wider.
Dieses Buch liegt an der Schnittstelle zwischen der Erforschung von Palimpsesthandschriften und der Untersuchung byzantinisch-griechischer Euchologia (Gebetbücher), mit einem zusätzlichen Schwerpunkt auf der Geschichte der Sinai-Bibliothek. Die Studie bietet die erste vollständige Bestandsaufnahme der griechischen Palimpseste, die im Katharinenkloster aufbewahrt werden, einschließlich einer Liste neu identifizierter "membra disiecta sinaitica". Im zweiten Teil erfolgt die detaillierte Beschreibung und kulturhistorische Analyse dreier ausgewählter Euchologia (Sin. gr. 960, Sin. gr. 962, Sin. gr. 966), die auf wiederverwendetem Pergament geschrieben sind. Diese Beschreibungen beruhen auf der Arbeit an den Originalhandschriften, die noch nicht im Hinblick auf ihre "scriptiones inferiores" untersucht wurden. Diese Studie bietet somit neue Erkenntnisse zur Geschichte und Entwicklung der Handschriftensammlung am Berg Sinai im Laufe der Jahrhunderte.
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