Die italienische Oper war im 18. Jahrhundert in ganz Europa präsent und ein kulturelles Medium, das Höfe, Herrschafts- und Handelszentren von Neapel bis nach St. Petersburg miteinander verband. Ihre Erforschung als europäisches Phänomen orientierte sich bisher vor allem an Komponisten, Partituren und Orten, weniger an dem künstlerischen Personal. Nachdem nun jüngere Untersuchungen gezeigt haben, dass die Werkhaftigkeit der italienischen Opern viel stärker als bis dato angenommen von dem Moment der jeweiligen Aufführung geprägt war, erweist sich eine solche Perspektive als unzureichend. Sänger, Tänzer, Musiker, Librettisten und Kapellmeister (nicht unbedingt der Komponist selbst) ließen ein Opernwerk durch eigenes schöpferisches Wirken jeden Abend neu erstehen und passten es in einem stetigen Wandlungsprozess immer wieder an die Bedingungen der jeweiligen Aufführung an. Ferner trugen die Opernkünstler als lokal nicht gebundene Kooperativen (Wanderensembles), aber auch als Einzelpersonen in wechselnden Engagements wesentlich dazu bei, dass das Produkt Oper überall gespielt werden konnte – auf der Basis eines gut funktionierenden Netzwerks und Kommunikationssystems.
Mit dem Buch wird die um die Mitte des 18. Jahrhunderts und im Umfeld der Opernunternehmung Pietro Mingottis entstandene Korrespondenz des Musikerpaares Franz und Marianne Pirker erstmals in einer kommentierten Edition vorgelegt. Sie beleuchtet den italienischen Opernbetrieb unter dem Aspekt der Künstler, ihrer jeweiligen Lebens- und Berufsbedingungen, ihres sozialen Umfeldes und ihrer Integration in gesellschaftliche Strukturen sowie ihrer Karrierestrategien zwischen Mobilität und Sesshaftigkeit.
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