»Die Lektüre der das Jahrhundertwerk [2]
beschließenden 2.074 Seiten, verteilt auf zwei Bände, Gesamtgewicht 4.074
Gramm, kann über weite Strecken eine belebende und gewinnbringende
intellektuelle Erfahrung sein. So, um nur ein paar Beispiele zu nennen, die
Beiträge Der Kaiser und die dynastische Kulturpolitik (Werner Telesko) (25-76),
über Bildung und Bildungsinstitutionen in den beiden Reichshälften (Peter
Urbanitsch / Joachim von Puttkamer) (207-325), Protestantismus als Träger und
Vermittler der Kultur (Karl W. Schwarz / Juliane Brandt) (437-526), Die
Konstruktion slowakischer Nationalkultur(David Schriffl) (777-801), Die
südslawischen Literaturen (Reinhard Lauer) (1425-1442), die Kultur des
Alltagslebens in Ungarn (Tamás Dobszay) (1517-1570) oder Wohnkultur und
Wohnungselend (Ulrike Harmat) (1633-1700). Der angedeutete Reichtum an
Erlesbarem ist kein Wunder. Es geht um Kultur in der Habsburgermonarchie vom
Frühling der Revolution 1848/49 bis zum Ende derselben als Staat im Spätherbst
1918. Das Faszinosum, das von dieser Zeit auf dem Gebiet des Kulturellen ausgeht,
ist ubiquitär. Da gibt es die andauernde Bewegtheit im Wahrnehmen der Artefakte,
da ist das Bewusstsein, es seien seinerzeit Urquellen der Moderne generiert und
verhandelt worden.
Thomas Schulte-Umberg: Rezension von:
Andreas Gottsmann (Hg.): Das kulturelle
Leben. Akteure - Tendenzen -
Ausprägungen. Teilband 1: Staat,
Konfession und Identität. Teilband 2:
Materielle und immaterielle Kultur, Wien:
Verlag der Österreichischen Akademie der
Wissenschaften 2021, in: sehepunkte 24
(2024), Nr. 4 [15.04.2024], URL: https://
www.sehepunkte.de
/2024/04/36663.html«
Redaktion Sehepunkte