Aus dem Vorwort: Das Bestreben, unterschiedliche Disziplinen zu vernetzen und durch Wissensaustausch füreinander fruchtbar zu machen, bildete den Anlass für Anna Artakers Vortrag „Vergangenheit begreifen – Realismus und künstlerische Forschung“.
Ihre Tätigkeit als Künstlerin betrachtet Anna Artaker, erste Protagonistin der künstlerischen Forschung innerhalb der ÖAW, als „Fortsetzung der Philosophie mit anderen Mitteln“. Abstrakte philosophische Begriffe sollen in ihren Arbeiten visuell erfahrbar werden.
Die Beschäftigung mit der Gleichzeitigkeit von Gegenwart und Vergangenheit stellt dabei ein wiederkehrendes Motiv dar. Als Beispiel nennt Artaker eine Spur im Sand, die erst bei Abwesenheit der Urheberin oder des Urhebers sichtbar wird, und verweist damit auf Walter Benjamins Konzept des „dialektischen Bildes“. Darüber hinaus erforscht Artaker die realitätsstiftende Funktion von Bildern und ihre Rolle für unsere Wahrnehmung der Welt. Neben Found-Footage-Materialien bedient sie sich unterschiedlicher bildgebender Verfahren, die in anderen Wissenschaftsdisziplinen verwendet werden. Auch alte und zum Teil vergessene Foto- und Drucktechniken erweckt sie zu neuem Leben und nimmt so den gemeinsamen Ursprung von Kunst und Wissenschaft in den Blick.