Mit Band 2 der Untersuchungen zu den Gräberfeldern in Carnuntum werden die Ergebnisse der anthropologischen Forschungen zu Gräberfeldern vor allem des 2. bis 4. Jahrhunderts n. Chr. im Raum Petronell (Niederösterreich) vorgestellt, die zwischen 1984 und 1986 anlässlich von Notgrabungen freigelegt wurden. Ein Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit liegt dabei auf der Auswertung von 24 Brand- und 77 Körperbestattungen, die beim Bau der Umfahrungsstraße B9 im Ortsgebiet von Petronell-Carnuntum zutage traten. Ein zentrales Anliegen der beiden Autoren ist es, über eine möglichst umfassende Merkmalsbeschreibung der einzelnen Bestattungen hinaus aufgrund der paläodemographischen und paläopathologischen Befunde die Lebensumstände der antiken Bewohner von Carnuntum zu erhellen. Mit Hilfe von multivariaten statistischen Verfahren werden die Ähnlichkeitsbeziehungen der Carnuntiner Stichprobe zu zeitgleichen Bevölkerungen Mitteleuropas beschrieben. Durch Vergleiche mit anderen europäischen Skelettserien ähnlicher Zeitstellung zeigt es sich auch, dass die Carnuntiner Stichproben hinsichtlich ihrer demographischen und morphologischen Merkmale für das römerzeitliche Pannonien als typisch einzuschätzen sind. Abgesehen von einem Individuum, das dem mongoliden Formentypus zugewiesen werden kann, gehören alle untersuchten Skelettreste dem europiden Formenkreis an. Nicht zuletzt verdienen die Ergebnisse insofern eine besondere Beachtung, als hiermit eine der bislang größten Stichproben der römerzeitlichen Bevölkerung am mittleren Donaulimes für die historisch-anthropologische Forschung erschlossen und ausgewertet wurde.