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Sprachkunst – Beiträge zur Literaturwissenschaft, Jahrgang LV/2024, 1. und 2. Halbband
Was macht der Schnee im Gedicht? Beispielanalysen von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart
Nummer:
LV
Jahrgang:
2024
Heft:
1+2
„Was macht der Schnee im Gedicht“ fragt Sprachkunst, Jahrgang LV 2024 (1/2), ein von Christine Frank betreutes Themenheft: Die Beiträge analysieren exemplarisch Gedichte auf kulturtheoretische, historische und poetologische Implikationen des Motivs: Jiuchuan Li interpretiert den Schnee in Hinblick auf eine westliche Auseinandersetzung mit klassisch-chinesischen Gedichten, Diego León Villagrá am Beispiel von Harsdörffer in Hinblick auf den Zusammenhang von barocker Dichtkunst und Epistemologie. Andreas Dittrich verbindet bei Aichinger den „Schnee“ mit einer Poetik des Verschwindens, Christine Frank die Schnee-Gedichte Robert Schindels mit der Lektüre Celans und einer Lyrik nach ‚Lyrik nach Auschwitz‘. Simon Zeisberg entwickelt an einem Gedicht Steffen Popps einen Zusammenhang von Schnee-Motivik und einer Literatur des Anthropozäns. Imke Misch schließt den thematischen Teil mit einem Beitrag über das Vokalwerk „Schnee“ der zeitgenössischen japanischen Komponistin Mayako Kubo. Ergänzt wird der Band durch einen Forschungsbericht von Franz Fillafer: Er bietet einen umfassenden Überblick zur Bedeutung des Hungaruskonzepts, das sich im 18. und 19. Jahrhundert in Auseinandersetzung mit dem modernen Nationalismus Ungarns entwickelte.
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Aufsätze

Was macht der Schnee im Gedicht? Beispielanalysen von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart
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„Wie lange blüht im Sonnenschein der Schnee?“ „Yìjìng“ als chinesisches Interpretationsmodell in der deutschsprachigen Naturlyrik des 19. und 20. Jahrhunderts
Die Arbeit untersucht yìjìng (意境), einen zentralen Begriff der chinesischen Lyrik, als alternatives Interpretationsmodell für die deutschsprachige Natur- und Landschaftslyrik des 19. und 20. Jahrhunderts. Am Beispiel der Darstellung von Schneeflocken wird gezeigt, wie im yìjìng subjektive Empfindung und äußere Landschaft zu einer untrennbaren Einheit verschmelzen. Dieser Ansatz begreift Objekte der Naturwelt nicht primär als symbolische Bildträger, sondern als ästhetische Konstellationen, in denen Wahrnehmung, emotionale Resonanz und poetische Gestaltung ineinandergreifen. Das yìjìng-Prinzip reicht bis in die kommunikative Struktur des Gedichts hinein und eröffnet neue hermeneutische Spielräume. Anhand ausgewählter Gedichte von Yuan Zhen, Li Bai, Lu Meipo, Xu Zhimo, Klabund, Eichendorff, Rilke, Goll und Celan zeigt die Studie, wie yìjìng neue Perspektiven auf Wahrnehmung, Bildlichkeit und atmosphärische Resonanz eröffnet – und zugleich zu einer sinnlich-erfahrungsbasierten Erweiterung der abendländischen Hermeneutik beiträgt. So entsteht ein poetologischer Denkraum, der den literarischen Austausch zwischen Ost und West neu und produktiv zu gestalten vermag.
Schlagworte:
Jiachuan Li
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„Das Wasser zieht den Harnisch an.“ Georg Philipp Harsdörffers Schnee, 1650–1656
Der Beitrag vergleicht und kontextualisiert drei kurze Texte Georg Philipp Harsdörffers (1607– 1658) aus dem ›Poetischen Trichter‹ (1653), den ›Mathematischen und Philosophischen Erquickstunden‹ (1651) sowie der ›Artis Apophthelegmaticæ Continuatio‹ (1656), die sich dem Wetterphänomen Schnee aus verschiedener Perspektive nähern. Im Kontext der Literatur- und Wissensgeschichte des 17. Jahrhunderts, auf dem Höhepunkt der ‚kleinen Eiszeit‘, erscheint der Schnee dabei als inter- und transdisziplinäres Medium, das die Verknüpfung verschiedener Wissenssysteme und ästhetischer Formen erlaubt. Seine Beschreibung variiert je nach Publikationszusammenhang, Zielgruppe und Zweck erheblich, wobei die eminente Bedeutung kompilatorischer und kombinatorischer Verfahren in Harsdörffers Werk deutlich wird, vor allem aber die bemerkenswerten Integrationsleistungen, durch die poetische und wissenschaftliche Elemente verbunden und die Grenzen zwischen Naturwissenschaft und Dichtung verwischt werden.
Schlagworte:
Diego León-Villagrá
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Vom zweifachen Verschwinden des Schnees in Ilse Aichingers ›Verschenkter Rat‹ (1978)
‚Schnee‘ ist eines der häufigsten Nomina des Bandes ›verschenkter Rat‹ von Ilse Aichinger. Eine syntaktische Analyse aller Vorkommen des Wortes zeigt, dass diese sich in drei Formen klassifizieren lassen: isolierte Substantive, Substantive in Kombination mit Prädikaten und mit lokalen Präpositionen. Zwei besondere Fälle werden näher untersucht: die Gedichte ›Findelkind‹ und 'Schneeleute'. In diesen wird das Wort Schnee in Verbindung mit dem phraseologisch abgewandelten Verbalpräfix „unter-“ genutzt („untermischen“ und „unterschieben“). Es wird gezeigt, inwiefern Aichinger die lebensweltliche Erfahrung, dass Schnee nicht nur durch sein massenhaftes und flächiges Auftreten Verschwinden bewirkt, sondern auch selbst verschwindet, poetologisch ausarbeitet. In Aichingers Poetik der 1970er Jahre wird Schnee emphatisch als Wort verstanden und damit von seiner ausschließlich stofflichen Bedeutung ausgehend um ein sprachliches Geschehen erweitert.
Schlagworte:
Andreas Dittrich
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Flussgang und Schneegestöber. Robert Schindels Lyrik nach ‚Lyrik nach Auschwitz‘
Robert Schindel rechnet sich selbst der „Generation nach Celan“ zu. Dass dies nicht allein lebensgeschichtlich zu verstehen ist, wird an zwei Beispielen aus Schindels jüngstem Gedichtband 'Flussgang' (2023) gezeigt, in deren Zentrum Metaphern der Geschichte und des Totengedenkens stehen. Als Überlebender der Shoah setzt sich Schindel auf radikale Weise mit der jüdischen Katastrophe auseinander (so Ruth Klüger), bleibt dabei aber immer im Gespräch mit der Dichtung Paul Celans. Schindels konsequente Bezugnahme auf dessen ‚Lyrik nach Auschwitz‘ begründet ein poetisches Verfahren, mit dem es Schindel gelingt, eine eigene Schreibweise von Lyrik nach ‚Lyrik nach Auschwitz‘ zu entwickeln.
Schlagworte:
Seite 93 - 118 | doi: https://doi.org/10.1553/spk55_s93
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„Aber der Schnee ist nicht mehr gotisch“. Zum Verhältnis von Anthropozän und literarischem Gedächtnis am Beispiel von Steffen Popps ›Den Toten des Surrealismus‹ (2004)
Am Beispiel von Steffen Popps Gedicht ›Den Toten des Surrealismus‹ geht der Beitrag der Frage nach, welche Beziehungen die Lyrik des Anthropozäns zur Schnee-Lyrik der Moderne unterhält. Dabei zeigt die Untersuchung Überlagerungsbewegungen zwischen verschiedenen Ebenen eines poetischen Gegenwartsbewusstseins auf. In seiner elegischen Annäherung an große Schnee-Autor:innen des 20. Jahrhunderts – unter ihnen Walter Benjamin, Ossip Mandelstam, Paul Celan, Rose Ausländer – setzt Popps Gedicht einerseits ein Zeichen für die Aufrechterhaltung der Kommunikation mit den Toten, deren einst widerständige Schnee-Lyrik in der Hitze des Anthropozäns gleichsam ,dahinschmilzt‘. Andererseits führt der Text vor, dass auch die Widerstandsgesten der künstlerischen Avantgarde vom modernen Fortschritts- und Erneuerungsgeist geprägt sind und in diesem Sinne auf dialektische Weise mit den ideologischen, kulturellen und materiellen Ermöglichungsbedingungen des Anthropozäns in Verbindung stehen.
Schlagworte:
Simon Zeisberg
Seite 119 - 162 | doi: https://doi.org/10.1553/spk55_s119
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„Wir schmelzen, aber wir bleiben.“ Zu Mayako Kubos Komposition ›Schnee‹ für Frauenchor, Violoncello und Schlagwerk (2018)
Der Beitrag gibt einen Einblick in das viersätzige Vokalwerk ›Schnee‹ (2018) der japanischen Komponistin Mayako Kubo. Im Zentrum steht die Frage, welche Bedeutungen und Themenfelder mit dem Begriff „Schnee“ in den einzelnen Sätzen verbunden und wie diese musikalisch umgesetzt sind.
Schlagworte:
Imke Misch
Seite 163 - 170 | doi: https://doi.org/10.1553/spk55_s163
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Berichte und Besprechungen

Das Hungaruskonzept auf dem Prüfstand. Gelehrsamkeit, Politik und Vaterlandsliebe im Königreich Ungarn des 18. und 19. Jahrhunderts
Franz L. Fillafer
Seite 171 - 200 | doi: https://doi.org/10.1553/spk55_s171
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Ausgabe:
978-3-7001-5068-8, Zeitschriftenausgabe, broschiert, 30.07.2025
Ausgabe:
978-3-7001-5069-5, E-Journal, PDF, nicht barrierefrei, 07.08.2025
Seitenzahl:
200 Seiten
Format:
24x17cm
Sprache:
Deutsch
DOI (Link zur Online Edition):

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