An der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert kämpften im sogenannten "deutschen Thronstreit" Philipp von Schwaben, der jüngste Sohn Kaiser Friedrich Barbarossas, und der am englischen Hof König Richards I. (Löwenherz) aufgewachsene Welfe Otto IV. um die Herrschaft im Reich. Die zehn Jahre währende erbitterte Auseinandersetzung fand ihr jähes Ende, als im Juni 1208 Philipp vom Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach in Bamberg ermordet wurde. Anlässlich der 800. Wiederkehr des Jahrestages dieses Ereignisses veranstaltete das Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, an dem die Edition der Urkunden König Philipps von Schwaben im Rahmen der Diplomata-Reihe der Monumenta Germaniae Historica vorbereitet wird, gemeinsam mit dem Institut für Österreichische Geschichtsforschung im Mai 2008 ein internationales Symposion. Die Autoren der 18 Beiträge gehen den Motiven und den Auswirkungen der Ermordung nach und untersuchen Herrschaftsauffassung und Regierungspraxis Philipps von Schwaben. Wie kaum ein anderes Ereignis gewährt die Analyse dieses Konflikts tiefe und oft überraschende Einblicke in die facettenreichen Hintergründe von Parteinahme und Parteiwechsel sowie die vielfältigen und mitunter sehr subtilen zur Verfügung stehenden Instrumentarien von Konfliktregelung und Vermittlung. Durch die Bündnisse beider Kontrahenten mit Machthabern auch außerhalb des Reiches erlangte der "deutsche Thronstreit" nahezu gesamteuropäische Dimension.
Historiker als Attentäter. Zeitgenössische Wahrnehmung, narrative Ausgestaltung und diskursive Instrumentalisierung der Ermordung König Philipps von Schwaben