Als einer der wichtigsten Ethnologen des 20. Jahrhunderts hat Paul Schebesta (1887–1967) sechs Forschungsreisen unternommen, die ihn zwischen 1924 und 1955 einerseits zu den Semang in Malaysia und den Aeta auf den Philippinen und andererseits zu den Bambuti (Efe, Bacwa u. a.) in Zentralafrika führten. Schebesta hat seine Forschungen und Erfahrungen in zahlreichen Reiseberichten ausführlich beschrieben und in wissenschaftlichen Werken umfassend behandelt. Doch wer war er selbst, wie verlief und gestaltete sich sein Leben, was trieb ihn an, und wie verstand er sich und seine Aufgabe – als Mensch und vor allem als Wissenschaftler, dem die Erforschung der Kulturen kleinwüchsiger Menschen zur Lebensaufgabe geworden war und der darin internationale Anerkennung fand? Auf diese Fragen versucht das Buch eine Antwort zu geben. Gestützt wird diese Antwort von Briefen, die Schebesta, der mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften als korrespondierendes Mitglied verbunden war, ab 1929 aus dem Urwald nach Wien sandte. Als Dokumente persönlichen Verhaltens erlauben sie es dem heutigen Leser, den Forscher gewissermaßen aus der Nähe zu erleben und in seinen Stärken und Schwächen kennenzulernen. Hierbei werfen die Briefe nicht nur die Frage nach der eigenen und fremden Kultur auf, sondern erweisen sich auch als eindrucksvolles Zeugnis für die Bedeutung kultureller Gleichzeitigkeit und Ungleichzeitigkeit im Rahmen zwischenmenschlicher Begegnungen.