Die Migrationsforschung hat sich lange hauptsächlich damit befasst, aus der Perspektive der Mehrheitsgesellschaften Migrant*innen aus unterschiedlichen Herkunftsgesellschaften zu beforschen. Diese Ansätze sind inzwischen als "Migrantologie" in Kritik geraten. Insbesondere wird beanstandet, dass sie Migrant*innen in ihrem Herkunftsland verorten und nicht in dem Land, in dem sie leben. Damit schreiben sie nationale Grenzen fort, die gerade aufgrund der gesellschaftlichen Realität von grenzüberschreitender Mobilität und Migration als überkommen gelten müssen. Gleichzeitig wurden in den vergangenen Jahrzehnten neue Ansätze entworfen, die Migration zum Ausgangspunkt nehmen, um globale Ungleichheit und nationale Grenzziehungen gegenüber Migrant*innen zu thematisieren. In dieser neuen Forschungstradition steht auch der vorliegende Band. Dessen Ziel ist dabei weniger, den vielen Neuansätzen, die in den vergangenen Jahren in der Migrationsforschung entstanden sind, weitere hinzuzufügen. Vielmehr illustrieren die meisten Beiträge, wie sich die vielfältigen theoretischen und methodologischen Konzepte in konkrete empirische Forschung übersetzen lassen. In den Vordergrund treten damit globale Herausforderungen wie der Klimawandel, die gesellschaftlichen Debatten über Migration, der Umgang mit gesellschaftlicher Diversität in Schule, Verwaltung und Arbeitswelt sowie die Verhandlungen von Zugehörigkeiten in Migrationsgesellschaften, die von Rassismus und Ausgrenzung geprägt sind.