Die Wandreliefs des Zweiten Lichthofes im Grab des Monthemhat (TT 34)
Versuch einer Zeichnerischen Rekonstruktion
Monthemhat, „Auge und Ohr seines Herrschers“ in den Jahrzehnten des Übergangs von der 25. zur 26. Dynastie, konnte, wie er selbst versicherte, bei der Errichtung seines Grabes die Besten „aus der für den Palast bestimmten Arbeiterschaft“ auswählen. Entsprechend hoch war die Qualität der 57 dekorierten Räume seines sich über drei Ebenen erhebenden Grabmonuments (TT 34) im Asasif von Theben. Im Besonderen galt dies für den über 12 m langen und 16 m breiten Zweiten Lichthof. An seinen Wänden entfalteten sich in erhabenem und farbig gefasstem Relief die lebhaftesten Bilder aus dem Alltag des Grabherrn. Heute ist von jener Pracht etwa ein Fünftel in situ erhalten. Das Übrige liegt, in kleinste Fragmente zersplittert, am Boden, verstreut über das ganze Grab, vieles geraubt und verkauft.
In diesem Band wird der erste Versuch einer zeichnerischen Rekonstruktion des Wandschmucks gemacht. Hilfe bietet dabei eine für jene Zeit typische, archaisierende Tendenz in der Kunst, die sich an vergleichbaren Inhalten der Grabwände des Alten Reiches orientierte. Teilweise helfen auch Vergleichsmöglichkeiten in dem nahe gelegenen Grab des Ibi (TT 36). Vor unseren Augen entsteht ein lebendiges Bild von Monthemhats Reichtum, Ergebnis einer emsig in Garten und Feld, am Wasser und auf der Weide arbeitenden Dienerschaft. Wir erleben die Rückkehr der reich beladenen Lastschiffe aus dem Süden, die Tätigkeiten der Goldschmiede, Bildhauer, Schiffsbauer, Wagner, die Herstellung der Sandalen, Kanopen und Uschebtis in den Werkstätten des Grabherrn „innen und außen“. Wir nehmen Teil an seinen Vergnügungen bei Brettspiel, Musik und Tanz, begleiten die Winzer, Feldarbeiter, Hirten, Fischer und Vogelfänger, aber auch den Grabherrn bei der Vogel- und Fischjagd mit dem Wurfholz oder dem Speer in den belebten Papyrussümpfen.
Zweifellos ein Höhepunkt der ägyptischen Flachbildkunst der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr.