Der Mundus Novus des Amerigo Vespucci
Text, Übersetzung und Kommentar
Amerigo Vespucci, der florentinische Bankier, der sich für die Expeditionen, die er zunächst nur finanzierte, so sehr begeisterte, dass er in seiner zweiten Lebenshälfte Kosmographie und Astronomie studierte, leistete gerade in seiner Rolle als Außenseiter und Amateur einen wesentlichen Beitrag in der Geschichte der frühen Entdeckungen, denn er war einer der ersten wissenschaftlich interessierten Europäer, die ihre sichere Studierstube verließen, um unter Gefahr für Leib und Leben neue Wirklichkeiten vor Ort zu erforschen und zu beschreiben. Amerigos breitgefächerter kultureller Hintergrund, seine Position zwischen der Zivilisation des Florentiner Humanismus und den Erfahrungshorizonten iberischer Seefahrer haben ihn dazu prädestiniert, die authentische Stimme einer neuen Zeit und einer „Neuen Welt“ zu werden, in der man nicht nur weiter reisen konnte und in größeren Zusammenhängen denken musste, sondern auch Geschichten zu erzählen hatte, wie sie noch nie zuvor erzählt worden waren. Vespuccis 1502 erstmals erschienener „Mundus Novus“ markiert daher einen Wendepunkt der europäischen Geistesgeschichte. Der kurze lateinische Text transportiert nicht nur die Idee einer Neuen Welt, sondern formuliert auch die Ablöse der antik-humanistischen Buchwissenschaft durch die Empirie der Entdeckungen. Darüber hinaus stellt Vespuccis Schrift den Prototyp des neuzeitlichen Reise- und Abenteuerromans dar. Die vorliegende Arbeit bietet neben Text und Übersetzung auch einen ausführlichen Kommentar sowie Tafeln zur Bio-Bibliographie Vespuccis und den relevanten Reisedaten. Zwei Essays beleuchten die kulturgeschichtliche Bedeutung von Text und Autor und weisen anhand neuer sprachlicher Untersuchungen die bislang umstrittene Authentizität des Textes nach.