Demosthenes, der berühmte athenische Redner und Politiker des vierten Jahrhunderts v. Chr., galt schon Dichtern und Staatsmännern der Antike als rhetorisches Vorbild. Auch während der byzantinischen Zeit und bis in die Gegenwart ist die intensive Beschäftigung mit seinem Werk nie abgerissen. In antiken und spätantiken Papyri und Pergamenten ist Demosthenes besonders häufig vertreten, und für den Zeitraum vom neunten bis zum 16. Jahrhundert liegen heute mehr als zweihundert griechische Handschriften vor.
Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes behandeln in ihren Beiträgen die kulturhistorischen und buchgeschichtlichen Aspekte der Demosthenes-Überlieferung: Luciano Canfora die Textgeschichte des Demosthenes im Wandel der Jahrhunderte; Herwig Maehler die in Papyrusfragmenten erhaltenen Kommentare; Konstantinos A. Kapparis die Reden des Apollodoros im Corpus Demosthenicum als eigenständige rhetorische Leistungen; Stefano Martinelli Tempesta die Beziehungen der wichtigsten Textzeugen untereinander; Ernst Gamillscheg die Entstehung des Codex Parisinus graecus 2934 (S); Brigitte Mondrain die Paläographie einiger Demosthenes-Handschriften mit einer Neudatierung des Codex Monacensis graecus 485 (A); Sofia Kotzabassi die Überlieferung und Rezeption des Demosthenes im 13. Jahrhundert in Byzanz. Der Band enthält darüber hinaus weitere Beiträge zur Textüberlieferung des Corpus Demosthenicum und zur griechischen Rhetorik und ihrer Rezeption von Herbert Bannert, Lisa Benedetti, Lorenzo Maria Ciolfi, Jana Grusková, Felipe G. Hernández Muñoz, László Horváth und Donal Spence McGay.