Der Fundplatz Krems-Wachtberg zählt zu den bedeutendsten paläolithischen Freilandstationen Zentraleuropas. Die Bedeutung des Platzes beruht vor allem auf den einzigartigen Säuglingsbestattungen – einer Doppelbestattung von neugeborenen Zwillingen und einer Einzelbestattung – sowie dem gut erhaltenen Begehungshorizont mit einer zentral gelegenen, mehrphasigen Feuerstelle und verschiedenen Gruben. Diese Befunde sind Teil eines in situ-Horizontes innerhalb des mehrschichtigen Hauptfundhorizontes, dem Archäologischen Horizont AH 4, und können mit einem Alter von rund 33.000 Jahren ins ältere Gravettien datiert werden.
Der erste Band der Abschlusspublikation zum gravettienzeitlichen Fundplatz Krems-Wachtberg 2005–2015 ist der Gesamtvorlage der mehr als 44.000 lithischen Artefakte gewidmet, die sowohl die geschlagene als auch die nicht geschlagene Steinindustrie umfasst.
Schwerpunkte der Arbeit liegen auf der Bestimmung der Rohmaterialien und ihrer Provenienz, der Auswertung von techno-morphologischen Analysen der Grundformen (z. B. Kerne, Klingen, Abschläge und Präparationsformen) und der Werkzeuge (z. B. Kratzer, Stichel und Rückenmesser). Das lithische Inventar wird fundplatzintern verglichen und in Beziehung zu seinem archäologischen Umfeld gesetzt. Ausgesuchte Zusammenpassungen und verschiedene räumliche Verteilungen der Steinartefakte bilden die Grundlage für die Rekonstruktion von Siedlungsstrukturen, Siedlungsaktivitäten und die Fundschichtgenese. Ein ausführlicher Tafelteil unterstützt diese Darlegungen mit zahlreichen Zeichnungen und Fotos der Artefakte sowie ausgewählter Zusammenpassungen. Mikroskopische Fotos der vorkommenden Rohstoffe ergänzen diese Gesamtvorlage.
Die vorliegende Arbeit ermöglicht künftige vergleichende Untersuchungen mit anderen jungpaläolithischen Steininventaren.