Man betont immer, wie wichtig es ist, seine Eltern mit Sorgfalt auszuwählen. Die Geographie ermahnt uns - vollkommen zu Recht - zusätzlich, auch den Geburtsort mit Sorgfalt auszuwählen, weil damit eine Reihe von wesentlichen kulturellen und wirtschaftlichen Lebenschancen vorgegeben ist. Die sorgfältige Auswahl der Eltern und des Geburtsortes erscheint auch deswegen unerläßlich, weil sich die Hoffnung auf ein egalitäres Gesellschaftssystem, welches Einflüsse der sozialen Herkunft kompensiert und die regionalen Unterschiede nivelliert, als mehr oder minder unzutreffend erwiesen hat. Die zentrale Forschungsfrage dieser Arbeit beschäftigt sich mit der Verteilung beruflicher Chancen im Raum. Es ist die Frage nach Bedeutung und Konsequenz des Wohnstandorts für die Berufslaufbahn der dort lebenden Menschen. Was bedeutet es konkret, im ländlichen Raum zu leben und zu arbeiten im Vergleich zu einer Mittel- oder Großstadt? Berufliche Chance umfaßt in dieser Analyse zwei grundsätzliche Dimensionen. Es ist dies einerseits die strukturelle Frage nach der Verteilung von Arbeitsplätzen, deren Position in einer innerbetrieblichen Hierarchie und deren sektoraler Zuordnung, anderseits ist es die Frage nach der intra-generationalen Dynamik, also nach den Möglichkeiten beruflicher Veränderung im Rahmen der individuellen Biographie.