Keine Lehrmeinung hat in ihrer Wertigkeit die Biologie des 19. Jahrhunderts so sehr beeinflusst, ja geradezu umgeformt, wie die Abstammungslehre oder Deszendenztheorie Darwins. Es gibt Naturforscher, bei denen sich die natürliche Umwelt, in die sie hineingeboren wurden und in der sie aufwuchsen, und ebenso der Lebensraum ihrer späteren Tätigkeiten besonders anregend und richtunggebend ausgewirkt hat und welche eine Identifikation mit der neuen Lehrmeinung des Darwinismus gesucht haben. Zu diesen ersten suchenden Forschern nach der „Wahrheit“ gehörte Anton Kerner, der am 12. November 1831 in Mautern (NÖ), zur Welt kam. 1860 wird Kerner vom Kaiser zum ordentlichen Professor der Naturgeschichte an der Universität Innsbruck ernannt. Gleichzeitig übernimmt er die Direktion des dortigen Museums für Naturgeschichte und des Botanischen Gartens. 1877 wird Kerner geadelt und in den Ritterstand versetzt. 1878 übernimmt er die Lehrkanzel für Botanik und die Direktion des Botanischen Gartens und Museums der Universität Wien. Aus Anlass seines 60. Geburtstages erscheint sein bedeutendstes wissenschaftliches Werk: „Das Pflanzenleben“, das als ein Gegenstück zu Brehms Tierleben betrachtet werden kann und das in Österreich und darüber hinaus eine überragende Bedeutung gewonnen hat. Kerner, der am 21. Juni 1898 in Wien starb, zeichnete sich nicht nur als wissenschaftlich-poetischer Schriftsteller in besonderem Maße aus, sondern auch durch seine umfangreiche Vortragstätigkeit. Der vorliegende Band fasst die Vorträge zusammen, die auf einem Kerners Leben und Werk gewidmeten Symposion im Jahre 1998 am Institut für Botanik der Universität Wien gehalten wurden.