Sprachkunst ‒ Beiträge zur Literaturwissenschaft, Jahrgang LI/2020, 2. Halbband
Literarische Antisemitismus in Zentral- und Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert
Mit "Sprachkunst" ist der zentrale Gegenstand benannt, um den es in den literaturwissenschaftlichen Beiträgen der Zeitschrift geht. Eine Tradition der Philologie hat sich auf verschiedene Formen künstlerischer Sprachverwendung und auf poetologische Themen konzentriert. Das heutige Selbstverständnis der Zeitschrift geht davon aus, dass sich diese Tradition auf produktive Weise mit aktuellen Paradigmen moderner Literaturwissenschaft verbinden lässt, um textorientiert den kritischen Eigensinn von Literaturen zu analysieren. Die seit 1970 halbjährlich erscheinende Zeitschrift der Österreichischen Akademie der Wissenschaften setzt sich vor allem mit deutschsprachigen und europäischen Literaturen auseinander, Beiträge können auf Deutsch, Englisch und Französisch publiziert werden. Neben den literaturwissenschaftlichen Aufsätzen erscheinen Rezensionen von Fachliteratur, Forschungs- und Tagungsberichte sowie Verzeichnisse literaturwissenschaftlicher Dissertationen und Habilitationen an österreichischen Universitäten.
Die aktuelle Ausgabe legt Analysen zum Thema "Literarischer Antisemitismus in Zentral- und Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert" vor. Der von Miloslav Szabó (Bratislava) mitgeplante und -herausgegebene Band weist antisemitische Motive hauptsächlich in Texten und bei Autoren nach, wo solche Motive bisher kaum vermutet bzw. analysiert worden sind: Bei Jerimias Gotthelf (Roland Reichen), Egon Friedell (Roland Innerhofer), im Feuilleton des "Pester Lloyd" (Amália Kerekes), bei Heimito von Doderer (Stefan Winterstein), František Švantner (Miloslav Szabó) sowie bei Bruno Apitz und Rolf Schneider, also frühen Vertretern einer Literatur der DDR (Anja Thiele). Abgeschlossen wird der Band durch die Rezension einer neuen Annäherung an das Genre der Biografie.