Karl I. (IV.), der Erste Weltkrieg und das Ende der Donaumonarchie
Die Seligsprechung Kaiser Karls I. (1916–1918) lenkte Ende 2004 das Interesse der Öffentlichkeit nicht nur auf seine Person, sondern generell auf die Ereignisse in den beiden letzten Weltkriegsjahren. Das Österreichische Historische Institut in Rom lud aus diesem Anlass Wissenschafter aus Österreich, Italien, der Tschechischen Republik, der Slowakei, Kroatien, Polen, der Ukraine, Rumänien und Ungarn zur Mitarbeit an einer umfassenden Publikation zu den politischen und kulturellen Entwicklungen in der Donaumonarchie dieser Zeit ein. In dem in drei Sprachen – Deutsch, Italienisch und Englisch – verfassten Sammelband bilden der Krieg gegen Italien, die österreichische und italienische Kriegspropaganda sowie die Lage der Italiener innerhalb der Habsburgermonarchie einen wichtigen Schwerpunkt. In drei Beiträgen wird die Haltung der großen politischen Lager Österreichs – der Christlichsozialen, der Sozialdemokraten und der Deutschnationalen – zum Kaiser, zum Ersten Weltkrieg sowie zum Fortbestand der Donaumonarchie und zu den Staatsreformplänen analysiert. Nicht nur die großen politischen Gruppierungen, auch die katholische Kirche schwankte zwischen Loyalität zur Monarchie und indirekter Befürwortung nationaler Selbständigkeitsbestrebungen. Der Entstehung der Nationalstaaten auf dem Gebiet der sich auflösenden Donaumonarchie ist deshalb ein weiterer Schwerpunkt gewidmet, wobei es vor allem um die Versuche Kaiser Karls geht, den Vielvölkerstaat durch einen nationalen Ausgleich zu retten, eine Idee, die allerdings von einem großen Teil der deutschen und ungarischen Führungsschicht abgelehnt wurde. Die nicht immer klare innen- und außenpolitische Linie des Kaisers trug trotz seines überzeugten Friedenswillens zu einem Prestigeverlust der Monarchie und schließlich zu seinem erzwungenen Thronverzicht bei. Karl von Habsburg-Lothringen musste sich infolge der gescheiterten Restaurationsversuche in Ungarn ins Exil nach Madeira zurückziehen, wo er im Jahre 1922 verstarb.
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The beatification for emperor Charles I (reg. 1916–1918) in late 2004 focussed public interest not only on his person, but also generally on the events of the two last years of the Great War. For this reason the Austrian Historical Institute in Rome invited historians from different countries to collaborate on a comprehensive publication about the
political and cultural developments within the dual monarchy in these years. Written in three languages (German, Italian, English), the war against Italy, Austrian and Italian war propaganda as well as the situation of the Italians inside the Habsburg monarchy form one of the mainstays of this collected volume. Three articles analyze the attitudes of Austria´s three big political camps – Christian democrat, socialist and German nationalist – towards the emperor, the war, the survival of the Habsburg empire as well as towards the projects of a reform of the state. Not only the big political groupings but also the catholic church vaccillated between loyalty towards the monarchy and veiled support for the struggle for national independence. Therefore, the formation of national states on the area of the dissolving Habsburg empire is another of the volume´s mainstays, dealing primarily with emperor Charles´s attempts to save the multinational empire by a large part of the ruling German and Hungarian class.