Die renommierte Fachzeitschrift „GW-Unterricht“ bietet ein vielseitiges Angebot für ein breites Publikum. Studierende, Lehrer*innen, Fachdidaktiker*innen und Fachwissenschaftler*innen finden hier fundierte Informationen über die gesamte Palette fachdidaktischer Forschung und Praxis des Faches Geographie und Wirtschaftskunde. „GW-Unterricht“ erscheint viermal pro Jahr – sowohl online als auch als Printversion.
Das aktuelle Heft von GW-Unterricht setzt sich speziell mit „Geomedien“ auseinander: Im Vorwort werden die Leser*innen aufgefordert, „Karten“ neu zu denken. „Stolpersteine für die (geographische) Bildung in der Digitalität“ fokussiert Veronika Eckstein (Universität Bayreuth). Jan Grey und Inga Gryl (Universität Duisburg-Essen) untersuchen Curricula deutscher Bundesländer für den Sachunterricht der Primarstufe hinsichtlich verschiedener Kategorien digitaler Bildung. Uwe Schultze et al. (Universitäten von Frankfurt, Köln und Duisburg-Essen) stellen in einem Servicebeitrag Unterrichtsmaterialien für die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften vor.
Darüber hinaus sprechen Johannes Heuzroth und Alexandra Budke (Universität Köln) über systemisches Denken aus sprachlicher Sicht und „Scaffolding“. In Service-Beiträgen stellen Heidrun Edlinger und Christian Fridrich (Universität Wien und Pädagogische Hochschule Wien) die Videoserie „Wirtschaft begreifen und nachhaltig gestalten“ vor. Die Kontroverse um die wirtschaftliche Bildung findet durch zwei Beiträge von Günther Seeber et al. (Universität Landau) und Reinhold Hedtke (Universität Bielefeld) ihre Fortsetzung. In einem Kontrapunkt widerspricht Stephanie Hürtgen (Universität Salzburg) der These, Corona wäre ein „externer Schock“. – Insgesamt eine vielseitige und spannende Lektüre.
Stolpersteine für die (geographische) Bildung in der Digitalität
Digitalität – Unsere Gesellschaft befindet sich in einem epochalen Wandel, der unser Denken und Lernen verändert. (Schulische) Bildung als Fundament unserer Gesellschaft hat sich bisher in Deutschland jedoch kaum gewandelt. Wie die intransparente Verwendung der Schlüsselbegriffe Medien und Digitalisierung zu einer Technologiefokussierung, teilweise zu einem Technologiedeterminismus und einer Mehrwert-Debatte führt, wird am Beispiel geographiedidaktischer Grundlagenliteratur und zentraler Strategie- und Positionspapiere analysiert.
Verschiebung von Verantwortung und hoffen auf Emergenz?! – Eine qualitative Inhaltsanalyse curricularer Unterlagen zur digitalen Bildung als Faktoren unterrichtlicher Entwicklung im schulischen Bildungssystem
Implementierungsprozesse in soziale Systeme können ausgehend von methodologisch-individualistisch handelnden Akteur*innen untersucht werden, deren Handeln durch individuelle und systemische Anforderungen strukturiert wird. Für diesen Beitrag werden die systemischen Anforderungen digitaler Bildung für die handelnden Akteur*innen im deutschen Bildungssystem anhand der curricularen Unterlagen mittels der qualitativen Inhaltsanalyse untersucht.
Inhaltliche und sprachliche Scaffoldingtechniken für die Entwicklung und Versprachlichung geographischer Kausalstrukturen durch Schüler*innen – Ein Beitrag zur Förderung des systemischen Denkens im Geographieunterricht
Der Artikel stellt den Nutzen von inhaltlichen und sprachlichen Unterstützungsmaßnahmen (Scaffolds) auf die Entwicklung von Kausalstrukturen im Rahmen des Denkens in Systemen dar. Zentral ist dabei das Verhältnis von Inhalt und Sprache, unter besonderer Berücksichtigung der kognitiven Funktion von Sprache für das fachliche Lernen. Die dargestellten Scaffoldingmaßnahmen orientieren sich an den zu beherrschenden linguistischen Merkmalen von geographischen Kausalstrukturen und werden in das Unterrichtsprinzip des task-based learnings (TBL) eingebettet.
Keywords: Denken in Systemen, Systemkompetenz, geographische Kausalstrukturen, Scaffolding, inhaltliches und sprachliches Problemlösen
DiGeo-OER: Offene Bildungsmaterialien zum Lernen mit Geomedien in der Lehrkräftebildung
Das Verbundprojekt DiGeo an der Schnittstelle geographischer Lehrkräftebildung und digitaler Hochschulbildung arbeitet an der prototypischen Entwicklung und Transferierbarkeit eines digitalen Fachkonzepts zum Lernen mit Geomedien. In diesem Rahmen sind eine Reihe offener Bildungsmaterialien (OER) zum Kompetenzerwerb im Umgang mit digitalen Geomedien als fachliche Lehr-Lernmedien entstanden. Der Beitrag stellt, ausgehend vom Projektkontext, die digitalen Lernressourcen vor.
Viel gerechnet, fehlerhaft verglichen, unzureichend validiert
Entgegnung zur Replik von Seeber, G., T. Kaiser, L. Oberrauch und M. Eberle (2022): Effekte des neuen Schulfaches Wirtschaft / Berufs- und Studienorientierung in Baden-Württemberg
Ökonomischer „Sachzwang“ und neoliberale Externalisierung. Naturverhältnisse als gesellschaftliche Angelegenheit am Beispiel der Corona-Krise
In diesem Beitrag wird der Vorschlag entwickelt, die Corona-Pandemie als Problematik der herrschenden kapitalistischen „gesellschaftlichen Naturverhältnisse“ zu betrachten. Die Pandemie ist hiernach selbst Resultat eines im Zeitalter des Neoliberalismus zugespitzt zerstörerischen Verhältnisses von Natur und Gesellschaft. Eine solche Perspektive auf Corona scheint aus mehreren Gründen angebracht: Erstens, um der These von Corona als externem Schock und ihren unguten politökonomischen und alltagspolitischen Implikationen zu widersprechen. Zweitens ermöglicht eine Perspektive kapitalistisch-neoliberaler gesellschaftlicher Naturverhältnisse analytische Begriffe und Zugänge, die es erlauben, die lokal-globalen Zusammenhänge unserer Weltvergesellschaftung kritisch in den Blick zu nehmen und nach ihren (überlebens-)notwendigen Veränderungen zu fragen. Drittens schließlich stellt sich am Beispiel der Corona-Krise die Frage: Was ist eigentlich „die Wirtschaft“?
Keywords: Arbeit, Natur, Politische Ökonomie, Corona-Krise