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Materialien zur Geschichte der Rāmānuja-Schule VII

Materialien zur Geschichte der Rāmānuja-Schule VII
Zur spirituellen Praxis des Zufluchtnehmens bei Gott (śaraṇāgatiḥ) vor Veṅkaṭanātha
1. Auflage, 2004
Der vorliegende Band ist der siebte Teil der vom Autor veröffentlichten „Materialien zur Geschichte der Rāmānuja-Schule“, in dem erstmals der Versuch gemacht wird, das Aufkommen der spirituellen Praxis des Zufluchtnehmens (prapattiḥ, śaraṇāgatiḥ) darzustellen. Die Anfänge dieser Entwicklung finden sich wohl schon Anfang des ersten Jahrtausends in einem ethischen Prinzip der Dharmaliteratur, wonach Schutzsuchenden, die bar jeder Hilfe sind, in jedem Falle Schutz zu gewähren ist. Dieses Prinzip begegnet im Heldenepos des Rāmāyaṇam als Prinzip ritterlicher Ethik und ist in der Bhagavadgītā erstmals im Sinne einer theologischen Aussage bezeugt. In der an diese beiden textlichen Bezeugungen des „Zufluchtnehmens“ anschließenden Reflexion wird das Zufluchtnehmen bei Gott etwa in der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends zum Ausdruck völliger Hingabe (bhaktiḥ) an Gott und so nicht nur zu einer Formel religiöser Sprache, sondern auch zu einem Paradigma gelebter Spiritualität in der Tradition brahmanischer Orthodoxie. Innerhalb der Rāmānuja-Schule begegnet diese Spiritualität als Ausdruck der höchsten Hingabe bei Rāmānuja in seinem Śaraṇāgatigadyam, dessen Echtheit zu begründen und die Intention dieses Werkes aufzuzeigen versucht wird, wodurch in die Diskussion um das Śaraṇāgatigadyam neue Aspekte eingebracht werden. Bemerkenswert ist, dass die Praxis des Zufluchtnehmens innerhalb der Schule noch bei Nārāyaṇārya nur für jene Anhänger der Schule als Mittel der Emanzipation vertreten wird, denen die Berechtigung zum Studium des Vedānta fehlt und damit die Möglichkeit des von Rāmānuja als alleiniges Mittel der Emanzipation anerkannten Bhaktiyoga genommen ist, so dass man annehmen kann, dass diese spirituelle Praxis zur Zeit dieses Autors in der Schule nicht als zur Emanzipation führender Ritualakt für alle anerkannt war. Erst Vātsya Varadaguru bringt in seinem Prapannapārijātam erstmals in der Sanskrittradition der Schule die endgültige Lehre vom „Zufluchtnehmen bei Gott“ als zur Emanzipation führendes Ritual für alle Anhänger der Schule. Da Vātsya Varadaguru seiner Darstellung der Lehre vom Zufluchtnehmen vor allem Aussagen der Pāñcarātra-Tradition zugrunde legt, stellt sich die Frage, ob und inwieweit das Pāñcarātra als Quelle dieser rituellen Praxis angenommen werden muss. Tatsächlich zeigt die Vorgeschichte dieser spirituellen Praxis, dass diese nicht im Pāñcarātra entstanden ist, sondern aus der Tradition viṣṇuitischer Orthodoxie übernommen wurde.
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