Obwohl der Erforschung von Städten und urbanen Lebenswelten auf dem Balkan unter osmanischer Herrschaft seit Längerem große Bedeutung beigemessen wird, liegen bislang kaum umfassende Analysen einzelner Städte vor. Dieses Buch versucht die Lücke zu schließen, indem es die reiche Geschichte Plovdivs (osmanisch Filibe), der zweitgrößten Stadt des modernen Bulgariens in den ersten Jahrhunderten osmanischer Herrschaft, untersucht. Die Arbeit geht dabei über konventionelle historische Ansätze hinaus und integriert räumliche, architektonische und bevölkerungsbezogene Daten in ein zusammenhängendes, georeferenziertes digitales Modell der Stadt, das eine detaillierte Untersuchung der Veränderungen der städtischen Landschaft und der menschlichen Präsenz über Zeit und Raum hinweg ermöglicht. Die Studie stützt sich dabei auf eine Fülle kaum erschlossener Primärquellen wie historische Stadtpläne, Architekturdenkmäler, Bildmaterialien sowie eine Vielzahl dokumentarischer und narrativer Quellen der osmanischen Zeit. Anhand dieses reichhaltigen Materials führt der Autor eine diachrone Analyse der Entwicklung des städtischen Gefüges durch, beleuchtet die zentrale Rolle architektonischer Wahrzeichen und ihrer Förderer und untersucht die räumlichen und zeitlichen Schwankungen der Bevölkerungsdichte. Das Buch setzt den urbanen Raum, die islamische Architektur und Bewohner der Stadt miteinander in einen Dialog und schlägt damit ein räumliches Analysemodell vor, das als Rahmen für die Untersuchung anderer Städte in der Region dienen kann, von denen keine zeitgenössischen osmanischen Katasterdaten verfügbar sind.
Gefördert durch: Holzhausen-Legat der Österreichischen Akademie der Wissenschaften