Der sogenannte Hadrianstempel an der Kuretenstraße ist eines der bekanntesten Monumente des antiken Ephesos. Der kleine Tempel wurde kurz nach seiner Freilegung in den 1950er Jahren wiederaufgebaut und dominiert heute wie in der Antike mit seiner Fassade den westlichen Teil der Kuretenstraße, einer der Hauptstraßen der antiken Stadt. Der Ausgräber Franz Miltner interpretierte das Gebäude – vermeintlich in Übereinstimmung mit der Bauinschrift – als Neokorie-Tempel von Ephesos, den ‚offiziellen‘ Kaiserkulttempel für Hadrian, dessen Errichtung der Stadt vom Kaiser selbst zwischen 130 und 132 n. Chr. erlaubt worden war. Zwar erntete diese Deutung Widerspruch, alternative Interpretationen konnten sich aber nicht etablieren.
Die vorliegende Publikation ist das Ergebnis eines von 2009 bis 2012 am Österreichischen Archäologischen Institut durchgeführten Forschungsprojekts, in dessen Rahmen die Baugeschichte und die Aussage der figürlichen und ornamentalen Dekoration des Gebäudes ebenso ausgewertet wurden wie die Inschriften und Informationen über den Stifter. Integraler Bestandteil der Gesamtdarstellung ist zudem eine restauratorische und konservatorische Bestands- und Zustandsaufnahme einschließlich umfassender Probenanalysen.
Aus der kontextuellen Untersuchung ergibt sich, dass die Funktion des kleinen Bauwerks, das auch in seiner Inschrift als „Tempel“ oder „Schrein“ bezeichnet wird, höchstwahrscheinlich im Zusammenhang mit den feierlichen Prozessionen zu sehen ist, die vom ephesischen Artemis-Heiligtum ausgehend durch das Stadtgebiet und über die Kuretenstraße wieder zurück an ihren Ausgangspunkt führten.
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