Johann Natterer (1787–1843) war einer der ersten europäischen Naturforscher, denen es gelang, in das damals kaum erforschte Landesinnere von Brasilien vorzudringen. 18 Jahre lang erforschte er im Auftrag des kaiserlichen Hofnaturalienkabinetts eine in Europa noch kaum bekannte Tierwelt, der Liebe zur Naturgeschichte halber. Johann Natterer war kein reisendes Genie, kein „Gelehrter“, kein Humboldt, wie er selbst sagte. Seine Arbeit verrichtete er in der „Wildnis“, abseits zentraler Orte des Wissens, wie Museum oder Universität. Er war einer der vielen Naturforscher, die mit ihrer Sammelarbeit die Grundlagen für naturwissenschaftliche Forschungen verfügbar machten. Zehntausende seiner Tierpräparate und ethnographischen Artefakte füllen bis heute die Speicher verschiedener Museen. Die Geschichte seiner Expedition in ihrem wissenschaftshistorischen Kontext und die Bedeutung, die Reisen und Sammeln in der Produktion von Wissen im Feld der Naturgeschichte des frühen 19. Jahrhunderts einnehmen, sind eng verbunden mit der Persönlichkeit des rastlosen Sammlers Natterer, dessen erste ausführliche Biographie hier vorliegt. Natterers Reisen führen quer durch Brasilien, von Rio de Janeiro bis an den Amazonas, und sie führen zurück nach Europa, wo im Museum, in Zeitschriften und in Reiseberichten „images“ der tropischen Erfahrungen reproduziert werden.