Series 14: Friedrich Schürr's Recordings from Romagna (1914)
Comments by Sanzio Balducci, Cristina Ghirardini, Franz Lechleitner, Gerda Lechleitner, Christian Liebl, Nadja Wallaszkovits
Serie 14 der Gesamtausgabe beinhaltet eine einzigartige Sammlung von 23 Phonogrammen verschiedener romagnolischer Mundarten, die wir Friedrich Schürr, einem aus Wien stammenden Romanisten, verdanken. Die Aufnahmen entstanden im Juli und August 1914 in Ravenna und Forlì, konnten wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs jedoch nicht fortgesetzt werden. Schürrs wegweisender Forschung zum Romagnolischen waren vergleichende diachrone Studien, die er seit 1910 vor Ort betrieben hatte, vorausgegangen. Sein Hauptaugenmerk lag auf einer umfassenden Darstellung der betonten Vokale im Romagnolischen, was sich schließlich nur durch den Einsatz des Phonographen – und somit wiederholtes Anhören und Überprüfen der Texte – realisieren ließ. Schürrs Ansuchen um Überlassung eines Phonographen wurde seitens des Phonogrammarchivs stattgegeben, und so nahm er 57 von ihm kreierte, standardisierte „Normalsätze“ auf, aber auch die Namen der Wochentage und Monate, Einzelsätze und Sprichwörter sowie Gedichte und Prosa im Dialekt. Schürrs romagnolische Aufnahmen sind auch deshalb bemerkenswert, weil es sich dabei um die frühesten Tondokumente aus dem Fachbereich Dialektologie in Italien überhaupt handelt.
Die vorliegende Publikation ist das Ergebnis einer erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen dem Centro per il Dialetto Romagnolo der Fondazione Casa di Oriani und dem Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Die Fondazione Cassa di Risparmio di Ravenna, in deren Bibliothek der Nachlass von Friedrich Schürr aufbewahrt wird, hat das Projekt in großzügiger Weise finanziell unterstützt. Serie 14 enthält nicht nur die Audio-CD und ein informatives Booklet (u. a. mit einem gewichtigen sprachwissenschaftlichen Beitrag von Sanzio Balducci), sondern auch eine Daten-CD, die neben der obligaten Originaldokumentation als Bilddateien auch Schürrs gescannte Publikation von 1917, seinen Briefwechsel mit Aldo und Ada Spallicci sowie italienische Übersetzungen der meisten Booklet-Beiträge enthält. Im Unterschied zu den bisherigen Serien handelt es sich hier also gleichsam um eine zweisprachige Ausgabe.