ÖAW
Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft, Band 151
Themenschwerpunkt „Migration und Integration“
No.:
151
Year of the volume:
2009
Die zweisprachige internationale wissenschaftliche Fachzeitschrift „Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft“ („Annals of the Austrian Geographical Society“) ist das wichtigste regelmäßig erscheinende Organ der „Österreichischen Geographischen Gesellschaft“. Sie erscheint seit 1857 und ist die älteste noch existierende Fachzeitschrift geographischen Inhaltes im deutschen Sprachraum. Dabei werden neue Erkenntnisse aus allen Bereichen der Geographie, Kartographie und verwandter Raumwissenschaften vermittelt, über Fachfragen in Forschung und Lehre, nationale und internationale geographische Aktivitäten sowie Personalia informiert und Gesellschaftsnachrichten publiziert.
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Von jungen und alten Einwanderungsländern: Die Geographie der europäischen Migration
Die Transformation der Staaten der EU-27 von Auswanderungs- in Einwanderungsstaaten scheint tatsächlich einer gewissen Regelhaftigkeit zu folgen. Hatte es Anfang der 1950er Jahre noch deutliche Unterschiede in Europa gegeben und waren damals manche Staaten durch Abwanderung und andere wiederum durch Zuwanderung gekennzeichnet, so gleichen sich die Situationen mehr und mehr an. Eine wachsende Wirtschaft benötigt trotz der erzielbaren Produktivitätsfortschritte ein Mehr an Arbeitskräften, welches nur durch eine höhere Erwerbsbeteiligung der erwerbsfähigen Bevölkerung und durch Zuwanderung gedeckt werden kann. Diese Entwicklung betraf zuerst die mittel- und westeuropäischen Staaten, betrifft nun auch die südeuropäischen Staaten und wird in absehbarer Zukunft wohl auch das östliche Europa betreffen. Der vorliegende Beitrag analysiert diese empirische Entwicklung und entwirft dafür auch ein eigenes konzeptionelles Erklärungsmodell, welches den allgemeinen Rahmen gängiger Migrationstheorien (Push- und Pull-Modell, Weltsystemansatz oder Migration System Theory) verlässt und die Besonderheiten der europäischen Migration berücksichtigt.<br/>...<br/> Of young and old immigration countries: The geography of European migration<br/> The transformation of the EU-27 member states from emigration to immigration countries actually seems to follow a general pattern. In the beginning of the 1950s, there were clear differences in Europe since some states were characterised by emigration, others by immigration. Today the different situations assimilate gradually. Despite achievable advancing productivity, a growing economy is in need of more labour force which can only be met by an increased labour participation of the working population and by immigration. This development began in the Central and Western European countries, then took place in the Southern European countries and in the near future probably in Eastern Europe as well. This article analyses this empirical process and develops a new conceptual explanatory model leaving behind the established migration theories (push and pull model, world system approach or the migration system theory) and taking into account the specifics of European migration.
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Tschechien – ein junges Einwanderungsland?
Dieser Artikel stützt sich auf den tschechischen Nationalbericht über internationale Migration, der innerhalb des Forschungsprojekts IDEA ausgearbeitet wurde. Wie andere Forschungsergebnisse des IDEA-Projekts folgt er dem konzeptuellen Rahmen, der durch die IDEA-Forschung geschaffen wurde (siehe Arango 2007; Fassmann & Reeger 2008; Fassmann in diesem Band). Der Leitgedanke dieses Konzepts (des Konzepts eines Migrationsübergangs oder -zyklus) besteht darin, dass alle europäischen Länder im Zuge ihres Modernisierungsprozesses den Übergang von einem Auswanderungsland zu einem Einwanderungsland vollziehen. Dieser Übergang erfolgt in typischen Stufen. Die wichtigsten Antriebskräfte oder Faktoren (“main drivers”) können in der demographischen Entwicklung sowohl der Herkunftsländer als auch der Empfängerländer von Migranten, in der wirtschaftlichen Entwicklung beider Ländergruppen und schließlich in den Paradigmen der Migrations- und Regulationspolitik gesehen werden. Dieser Beitrag versucht nachzuweisen, dass Tschechien den Wechsel (“tipping point”) von überwiegender Auswanderung zu überwiegender Einwanderung schon überschritten hat und dass es sich auf dem Weg zu einem „reifen“ Einwanderungsland befindet. Es hat sich seit 1989 zunächst zu einem Transitland von Migranten und dann zu einem Einwanderungsland gewandelt, das heute immerhin den viertgrößten Wanderungsgewinn unter den EU-27-Ländern aufweist. Dieser Wandel im Migrationsregime lief parallel zu tiefgreifenden politischen, sozio-ökonomischen und demographischen Veränderungen. Sie bedeuteten die Umwandlung der Industrie- in eine postindustrielle Dienstleistungsgesellschaft – eine nachholende Entwicklung gegenüber der westlichen Welt. Migration war dabei sowohl eine Folge als auch der Auslöser. Als wichtigste Triebkraft der Migration erweist sich in Tschechien die wirtschaftliche Entwicklung: das Wachstum des BIP, geringe Arbeitslosigkeit, Nachfrage nach Arbeitskräften und auch ein bedeutender informeller Sektor haben das Land für Migranten attraktiv gemacht. In jüngerer Zeit stärkt noch der Alterungsprozess den Arbeitskräftemangel und damit den Bedarf an ausländischen Arbeitskräften. Historische Hintergründe und historische Wanderungsmuster sowie die sozialen Netzwerke der Migranten übten auch ihren Einfluss aus. Pushfaktoren waren die politische und wirtschaftliche Instabilität der weniger entwickelten Länder im östlicheren Europa. Demgegenüber wanderten in jüngerer Zeit nur wenige Tschechen aus, was mit dem relativ hohen Lebensstandard und wachsenden wirtschaftlichen Möglichkeiten im Inland zu erklären ist. Wir nehmen daher an, dass die Situation Tschechiens der Stufe des “Take-Offs” im Konzept des Migrations-Übergangs entspricht und damit durch die folgenden Merkmale charakterisiert ist: steigender Bedarf an zusätzlichen Arbeitskräften, ungenügendes heimisches Arbeitskräfteangebot, formal regulierte Nachfrage (Rekrutierungsvereinbarungen) ergänzt durch unregulierte Zuwanderung von illegalen Arbeitskräften. Dass Tschechien auf dem Weg zu einem „reifen“ Einwanderungsland ist, zeigen außerdem die qualitativen Merkmale der ethnischen Diversifizierung der Zuwanderer und ihrer ökonomischen Spezialisierung, die Institutionalisierung der Migrationsproblematik sowohl im Bereich der staatlichen Verwaltung als auch in der Zivilgesellschaft sowie die Tatsache, dass die Migrationsproblematik mehr und mehr zum Thema des öffentlichen Diskurses wird.<br/>...<br/>Czechia – A new immigration country?<br/> This article is based on the Czech national report on international migration that was prepared within the IDEA research project. Like other research springing from the IDEA project this article follows the conceptual framework created within the IDEA research activities (see Fassmann &Reeger 2008; Arango 2007; Fassmann within this volume). The main idea of the given concept (the so-called migration transition/ cycle concept) is that along with overall modernisation all European countries will country. During this transition, countries undergo typical migration stages. The main drivers are the demographic development of both sending and receiving countries, the economic development in this pair of countries and the paradigms of migration and control policies. This article intends to prove that Czechia has already passed the tipping point from prevailing emigration to a prevailing of immigration and is on the way to a “mature” immigration country. Since 1989 Czechia has been transformed first to a transit and subsequently to an immigration country with the fourth-largest positive net migration in the EU-27. This transition went hand in hand with profound political, socio-economic and demographic changes. They meant a shift from an industrial to a post-industrial service society with a long delay as compared to the Western World. Migration was both a consequence and an incentive in this process. As the most important migration driver, the economic development in Czechia can be identified: GDP growth, low unemployment, demand for labour force as well as the importance of an informal sector have lured immigrants into the country. Recently, labour shortages, caused by the ageing process, strengthen the demand side. Migration policy design and its implementation importantly contributed to immigration. Historical background and historical migration patterns and migrants’ social networks exerted an impact as well. Push factors were the political and economic instability in less developed countries east of Czechia. On the other hand, emigration from Czechia has been rather moderate in more recent times due to a relatively high standard of living and growing domestic economic opportunities. We assume that Czechia fits into the take-off stage of the transition concept characterised as follows: rising demand for additional labour, not enough internal domestic labour force supply, formally regulated demand (recruitment agreements) accompanied by unregulated immigration. Qualitative features such as ethnic diversification and economic specialisation of migrants, institutionalisation of migration issues in the public sphere as well as in the civil society or incorporation of migration topics into public discourse indicate that Czechia is on the track towards a “mature” immigration regime.
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How to Lure the New Argonauts to Austria? Brain Competition Policy in a Small Open European Economy
Human capital is one of the key input factors for the competitiveness of developed countries and regions. As a result, demand and locational competition for highlyskilled individuals has sharply increased. Policy agents react by taking several policy measures, denoted here as “brain competition policy” (BCP). The first part of the paper analyses the relevance of attracting and retaining talent for small open economies and proves the high importance of BCP and foreign talent for these countries to manage their internationalisation of innovation, production and trade by means of four stylised facts. The second part describes the case of Austria along the lines of industrial specialisation and university performance taking into account patterns of path-dependency and structural change. It emerges, that the rather weak competitiveness of Austria in the competition for talent, i.e. “brain drain instead of brain gain”, can be – inter alia – explained by an unfavourabely large share of non-high-tech industries and a mediocre university performance.<br/>...<br/> Wie lockt man die „neuen Argonauten“ nach Österreich? Brain Competition Policy in kleinen offenen Volkswirtschaften<br/> Humankapital ist ein zentraler Inputfaktor für die Wettbewerbsfähigkeit reicher Staaten und Regionen. Eine Nachfrageexpansion nach hochqualifizierten Arbeitskräften sowie ein Standortwettbewerb um diese sind die Folge. Wirtschafts- und Regionalpolitiker versuchen durch eine Reihe von Maßnahmen, hier zusammengefasst unter dem Begriff “Brain Competition Policy” (BCP), Standorte für in- und ausländische hochqualifizierte Arbeitskräfte zu attraktivieren. Der erste Teil des Aufsatzes belegt anhand von vier “Stylised Facts” die hohe Bedeutung von BCP und ausländischen hochqualifizierten Arbeitskräften für kleine offene Volkswirtschaften. Danach wird die Situation Österreichs im Wettbewerb um Hochqualifizierte anhand der industriellen Spezialisierung und universitären Performance, unter Berücksichtigung pfadabhängiger Prozesse und des sektoralen Wandels erörtert. Es zeigt sich, dass die schlechte Wettbewerbsposition Österreichs („brain drain anstatt brain gain“) nicht zuletzt durch den Mangel an high-tech-Industrien sowie mit einem nur mittelmäßigen Universitätssystem erklärt werden kann.
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Christian Reiner
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Migration, Integration und Staatsbürgerschaft in Österreich seit 1918
Der Artikel beschreibt die Geschichte des österreichischen Migrations-, Integrations- und Staatsbürgerschaftspolitik seit dem Beginn der Ersten Republik. Es wird dabei deutlich, dass viele Politikmuster der Zweiten Republik im Österreich der Zwischenkriegszeit ihre Vorläufer hatten. Doch zeigt sich auch, dass mit der Dominanz der Sozialpartner im Bereich der Arbeitsmarkt- und damit auch der Migrationspolitik ein neues Element markant in Erscheinung trat und die gesamte Nachkriegszeit bestimmend blieb. Es wurde erst mit dem Voranschreiten des europäischen Integrationsprozesses und durch die Mitgliedschaft Österreichs in der Europäischen Union von einer wieder stärkeren Aktivität der Regierung und des Parlaments abgelöst, wobei jedoch zunehmend Regelungen der Europäischen Union nationales Recht vorbestimmten. Außerdem wird deutlich, dass sich der Schwerpunkt der Diskussion in diesem weiten Themenfeld erst relativ spät von einer Fokussierung auf die Problematik des Arbeitsmarktes auf eine Fokussierung auf das Problem der Integration von Migranten in die Gesellschaft des Empfängerlandes verlagerte. Heute ist Migrationspolitik zu einem Spiel auf mehreren Ebenen geworden: auf jener der Europäischen Union, der Mitgliedsstaaten, der Bundesländer und Gemeinden und der Sozialpartner, die jedoch wesentlich an Bedeutung verloren haben. Solche Verhältnisse machen radikale Paradigmenwechsel unwahrscheinlich und favorisieren schrittweise Politikentwicklung. Es wird daher auf mittlere Sicht erwartet, dass sich die Migrations- und Integrationspolitik auch in Österreich, ähnlich wie in anderen EU-Staaten, an einer Kombination aus restriktiver Steuerung der Neuzuwanderung und größerer Offenheit gegenüber kultureller Vielfalt orientieren wird, und dass sie sich zu einem, wenn schon nicht konsensualen, so doch weniger umstrittenen Politikfeld entwickelt.<br/>...<br/> Migration, integration and citizenship in Austria since 1918<br/> The article describes the history of Austrian migration, integration and citizenship policies from the beginning of the First Republic. It reveals that many political attitudes of the Second Republic had their predecessors in the First. But it also shows that by the dominance of the so-called “Social Partners” in the fields of labour market as well as migration policies a new significant element emerged and remained influential for the whole post-war period. It was not before the proceeding of European integration and Austria’s membership in the European Union that it was replaced by an again more active role of both government and parliament. Regulations ruled by the European Union, however, had in the meantime taken over the command. It also reveals that the focus of discussion in this wide field has only relatively lately been shifted from the problems of the labour market to integration of migrants into the receiving society. Today, migration policies have turned into a game at several levels: the levels of the European Union, of its member states, of provinces and communes as well as of “Social Partners”, who have, however, essentially lost in importance. Under these conditions radical changes of paradigms have become unlikely and gradual modifications of policies are favoured. It is therefore expected that in the longer run Austrian migration and integration policies, like in other EU member states, will try to be directed towards a combination of both a rather restrictive control over new migration influx and more openness for cultural diversity. It has also become more likely that it will develop into a rather consensual field of politics.
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Interaktionen zwischen Mensch und Karst - Ein integratives Funktionsmodell und seine praktische Anwendung am Beispiel Tanneben, Steiermark
Der Beitrag thematisiert Mensch-Umwelt-Beziehungen im Bereich des geomorphologischen Landschaftstyps Karst am Beispiel des Tannebenstocks, Steiermark. Die enormen Auswirkungen menschlichen Handelns auf das System Erdoberfläche werfen vermehrt Fragen betreffend geeigneter theoretischer Konzepte zur Erfassung dieser Einflussnahmen auf. Der Beitrag diskutiert Theorie und praktische Implementierung des Konzepts der Kolonisierung von Natur mittels des Mensch-Karst-Interaktionsmodells anhand einer Fallstudie (Tannebenstock).<br/>...<br/> Interface between society and karst. An integrative functional model and its practical application by the example of Tanneben, Styria<br/> The paper focuses on the interface between society and nature on karst by using the example of Tanneben, Styria. Strong human agency impacts on earth’s surface increasingly raise questions for setting up modern theoretical concepts to analyse those influences. Theory and applicability of the conceptual model of colonisation of nature are discussed by using a socially-ecologically based integrative functional model on karst, in the case of Tanneben.
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Klimaänderung: mögliche Auswirkungen des Temperaturanstiegs auf den Weinbau in der Wachau
In diesem Beitrag werden die durch steigende Temperaturen möglichen Veränderungen im Weinbau in der Region Wachau untersucht. Für die Analyse der Temperaturen in der Vergangenheit werden Wetterdaten von 1971–2007 mit statistischen Verfahren aufbereitet und ausgewertet. Für die Einschätzung der zukünftigen Temperaturen werden die Resultate eines für Österreich entwickelten Klimaszenarios verwendet. Die Untersuchung und Darstellung des Einflusses der Temperatur auf den Weinbau wird mit dem Wärmesummenmodell von Gladstones und einem Vergleich der Weinbauregion Wachau mit der Region um Bordeaux (Frankreich) durchgeführt. <br/>...<br/> Climate change: Potential effects of temperature increase on viticulture in the Wachau region<br/> In the article the possible changes in viticulture brought about by increasing temperatures caused by climate change in the Wachau region (Lower Austria) are investigated. For an analysis of the past temperatures in the Wachau, weather data from 1971–2006 are processed and evaluated using statistical procedures. The results of a climate scenario developed for Austria is used for assessment of future temperature increases. The investigation and illustration of the influence of temperature increase on viticulture is carried out by using the heat summation model of Gladstones and by comparing the Wachau region with the region of Bordeaux (France).
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Krise der Raumplanung – aus der Sicht der Praxis in Österreich
Der Beitrag gibt einen Vortrag am Deutschen Geographentag in Wien 2009 wieder.1) Einem weit verbreiteten Aufgabenverständnis von Raumplanung liegen Missverständnisse bezüglich Raum und Planung zugrunde. Die Entwicklung in Österreich ist zwar problematisch, jedoch nicht krisenhaft im Sinne eines erkennbaren Höhe- oder Wendepunktes, sondern vielmehr von permanenten systemimmanenten Schwächen gekennzeichnet. Hintergrund ist eine politische Kultur, in der Planung nicht als politisches Instrument begriffen wird, sondern als Beschränkung des politischen (spontanen) Handlungsspielraums. Die verwirrende Kompetenzlage wird nicht als Problem erkannt, sondern bildet die Arena für Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Planungsträgern. Gemeinwohl ist nicht im Visier des politischen “main streams”. Es ist aber eigentlich die wesentliche gesellschaftspolitische Legitimation der Raumplanung überhaupt. Dabei könnte gerade an den Problemen im Raum relativ leicht verständlich gemacht werden, worum es geht. Raumplanung ist dem politischen Kalkül unterworfen. Um eine größere Akzeptanz der Raumplanung in der Öffentlichkeit zu erzielen, bedarf es einer strategischen Umorientierung. Zentrale Aufgabe wäre das Gewinnen einer Mehrheit am Meinungsmarkt. Grundvoraussetzung für die Mehrheitsfähigkeit ist eine Raumwahrnehmung, welche die lebensweltlichen Zusammenhänge im Raum erkennt und dementsprechend den Raum als Verantwortungsdimension in den politischen Diskurs einführt. Der Beispielfall des Vorarlberger Planungsprozessprojekts ‚vision rheintal‘ zeigt, wie die Betroffenen und Akteure selbst zu Geographen und zu einer lernenden Gesellschaft werden. <br/>...<br/> Crisis of spatial planning – An Austrian practical experience.<br/> The contribution shows a lecture held at the Congress of German Geographers in Vienna 2009. A wide-spread perception of spatial planning is based on misunderstandings concerning the terms space and planning. The development of planning in Austria is problematic, however not precarious in the sense of a recognisable height or turning point, but rather characterised by permanent system-inherent weaknesses. Background for that is a political culture, in which planning is not regarded as a political instrument, rather than as a restriction of the political (spontaneous) scope of action. The confusing distribution of competences is recognised not as problem, but forms the arena for contests between different planning authorities. Public welfare is not in the focus of the political main stream. It is, however, actually the substantial socio-political legitimation of spatial planning at all. Right by means of spatial problems it can be made relatively easily comprehensible, what is public welfare about. Spatial planning is subject to political calculation. Thus, for achieving a wider acceptance of spatial planning in the public it needs a strategic reorientation. The central task is striving for a majority at the opinion market. Therefore, a basic condition is a perception of space, which recognises the spatial relations of real life and introduces space as a dimension of responsibility into the political discourse. The example of the planning process project ‘vision rheintal’ (Vorarlberg) shows, how citizens and actors involved become themselves geographers and thus develop a learning society.
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Das Schaffen günstiger Rahmenbedingungen für KMU - Eine vergleichende Untersuchung der Gestaltungsräume ländlicher Gemeinden in Mitteleuropa
Wie können Gemeinden günstige Rahmenbedingungen für die lokale Wirtschaftsstruktur schaffen? Wie und was können Gemeinden dabei voneinander lernen? Wie können die einzelnen Bürger in der Kleinregion dazu beitragen? Welche Bedingungen sind für einen erfolgreichen Know-how-Transfer zwischen den Gemeinden Mitteleuropas noch zu schaffen? Um diese Fragen zu beantworten, diskutieren wir zahlreiche Möglichkeiten, Einschränkungen und Voraussetzungen für die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für Klein- und Mittelbetriebe in den ländlichen Gemeinden Mitteleuropas. Zuerst leiten wir aus den im Rahmen von 65 narrativen Interviews mit Betroffenen (Bürgermeistern, oppositionellen Gemeinderäten, Unternehmern und Bürgerinitiativen) aus 18 über Österreich verteilten Gemeinden gewonnenen Daten vielfältige Ansatzpunkte für Interventionen in Gemeindeentwicklungen ab. Daran anschließend untersuchen wir, welche in österreichischen Gemeinden erfolgreichen Maßnahmen unter welchen Voraussetzungen für einen Know-how-Transfer zu Gemeinden in den Nachbarländern Österreichs (Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Slowenien) in Frage kommen und welche Barrieren es dabei zu überwinden gilt. Dazu wurden in diesen vier Ländern 2.000 Fragebögen versandt und 61 qualitative Leitfadengespräche geführt. Die Analyse mündet in 17 Thesen. Abschließend formulieren wir Implikationen für die Gemeindeentwicklung und diskutieren die Ergebnisse in einem breiteren Kontext. <br/>...<br/> Creating favourable conditions for SMEs – A comparative study of the rural municipalities’ scope of action in Central Europe<br/> How can municipalities in Central Europe create favourable conditions for local business? What and how can municipalities learn from each other? How can each individual in the local area contribute? What requirements have to be met before know-how can successfully be transferred on a communal level? To answer all these questions, we discuss the manifold opportunities, restrictions and prerequisites of establishing favourable conditions for small and medium enterprises in rural municipalities in Central Europe. First, we derive suggestions for successful intervention measures for municipality development from data collected in 65 intensive research interviews with parties involved (mayors, opposition councillors, entrepreneurs and representatives of citizens’ initiatives) from 18 municipalities across Austria. In the next step, it is established which measures – under which conditions – are suitable for know-how transfer to transition countries in East Central Europe bordering Austria (Czech Republic, Slovakia, Hungary and Slovenia) and which barriers have to be overcome. For this purpose, 2,000 questionnaires were disseminated and 61 qualitative interviews conducted in these four countries. The analysis results in 17 theses. We draw implications and discuss the findings against a broader background.
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Development Patterns of Rural Depopulation Areas Demographic Impacts of Amenity Migration on Italian Peripheral Regions
In contrast to the decades after World War II, out-migration from rural peripheral areas in Italy has now markedly decreased. Instead there has been a slight influx of mostly urban residents; therefore, according to thesis 1, the natural demographic balance has taken over as the determining factor in population development. Thesis 2 assumes that trends in rural/peripheral regions marked by depopulation depend on the interaction between several different factors, as well as the quality of each individually: physical surroundings, recreational and leisure facilities, and public funding. Based on these two theses, the authors define three types of traditional depopulation areas in which the phenomenon of amenity-led migration is reflected in demographic patterns – albeit without a clear-cut distinction between secondary residences and recreational homes. Using three regional case studies encompassing the Orcia Valley in Tuscany, the western Dolomite Region, and the Friulian Alps respectively, the authors support the notion that amenity migration has a key influence on the ongoing demographic development pattern of areas previously characterised by depopulation. Through research it has become apparent that this new type of migration is especially prevalent in regions where the potential for tourism, specifically in areas with an attractive traditional cultural landscape, has been developed through public funding. In this context, the Orcia and Fassa Valleys were the focus of on-site research. In areas where the potential for tourism has only been moderately developed, such as the Friulian Alps, amenity migration has developed on a smaller scale. <br/>...<br/>Entwicklungspfade ländlicher Entvölkerungsgebiete. Demographische Auswirkungen der Amenity Migration auf italienische Peripherregionen Im Gegensatz zu den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg hat das Phänomen der Abwanderung aus den ländlichen Peripherräumen in Italien mittlerweile stark an Bedeutung verloren. An seine Stelle trat eine leichte Zuwanderung vorwiegend urbaner Bevölkerung, sodass nach These 1 die natürliche Bilanz zum bestimmenden Faktor der Bevölkerungsentwicklung wurde. These 2 geht davon aus, dass die Entwicklungspfade ländlicher Entvölkerungsgebiete vom Wechselspiel der Faktoren Landschaftswert, Freizeitwert und Förderungswert abhängen. Daraus konnten die Autoren drei Typen von traditionellen Entvölkerungsgebieten ableiten, in denen sich das Phänomen der Amenity (-led) Migration – bei zum Teil fließenden Übergängen zwischen Zweitwohnsitzen und Freizeitwohnsitzen – in der demographischen Entwicklung widerspiegelt. In drei regionalen Fallstudien (Orciatal in der Toskana, westliche Dolomiten, Friulanische Alpen) konnte der Nachweis erbracht werden, dass “Amenity Migration” im Sinne nicht wirtschaftlich motivierter Wanderung urbaner Bevölkerung in ländliche Gebiete maßgeblich den aktuellen demographischen Entwicklungspfad der traditionellen Entvölkerungsgebiete beeinflusst. Dabei wurde ersichtlich, dass dieser neue Migrationstyp in jenen Räumen besonders stark vertreten ist, wo ein aus der Attraktivität der persistenten Kulturlandschaft resultierendes Tourismuspotenzial durch öffentliche Förderungen erschlossen oder in Wert gesetzt wurde. Unter Bezugnahme auf die Ergebnisse dort durchgeführter Untersuchungen sind dabei das Orcia- und das Fassatal besonders hervorzuheben. Dass “Amenity Migration” in abgeschwächter Form auch in Gebieten mit nur gering erschlossenem Tourismuspotenzial auftritt, belegt das Beispiel der Friulanischen Alpen.
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Regionalentwicklung im Burgenland und in Westungarn während des 20. Jahrhunderts – ein Vergleich
Auf der Grundlage der Daten der Volkszählungen 1910, 1960/61 und 2001 untersuchen wir, inwiefern die nach dem Ersten Weltkrieg neu gezogene österreichischungarische Grenze zu einer Trennlinie im Hinblick auf Wirtschaft und Fortschritt wurde, in welcher Weise und wie unterschiedlich sich also das vormalige Westungarn, das heutige Burgenland und das heutige Westtransdanubien entwickelten. Mit gelinder Übertreibung könnte man sagen, dass aus einer früheren Peripherie eine Zentralregion wurde, während ein früheres Zentrum zur Peripherie absank. In der Ära des Kommunismus entwickelte sich in der Region ein deutliches West-Ost-Gefälle, während sich am traditionellen Nord-Süd-Gefälle wenig änderte. Während der Transformation und besonders nach dem EU-Beitritt Ungarns fiel das Hindernis der Grenze. Nach 1990 änderte sich das Muster räumlicher Disparitäten in Ungarn innerhalb weniger Jahre, und in Ungarn erreichte Westtransdanubien innerhalb kurzer Zeit in jeder Hinsicht eine führende Stellung. Das bedeutete aber nur die Wiederherstellung der Verhältnisse vor dem Zweiten Weltkrieg, und die Ära des Kommunismus erscheint lediglich als ein kurzes Intermezzo. Sie reichte aber aus, um Westtransdanubien gegenüber dem heutigen Burgenland einen bedeutenden Modernisierungsrückstand zuzufügen. Abgesehen von makroökonomischen Einflüssen wird wohl eine möglichst intensive Annäherung an das alte und neue Zentrum Wien die beste Möglichkeit sein, den Rückstand wieder aufzuholen. <br/>...<br/> Regional development in Burgenland and West Hungary during the 20th century – A comparison<br/> Based on census data as of 1910, 1960/61 and 2001 we examine, in which way the new border between Austria and Hungary established after World War I became an economic and developmental divide, i.e. how different the contemporary Burgenland and West Transdanubia developed. With some exaggeration it is possible to say that a former periphery has turned into a central region, while a former centre has become a periphery. During the era of Communism a steep west-east gradient had emerged in the region, while the traditional north-south disparity continued to exist. During transformation and even more so after Hungary’s EU accession, the obstacle of a border fell. After 1990 patterns of regional disparities in Hungary changed within a few years, and West Transdanubia reached within Hungary leading positions in every dimension of development. This meant in fact the re-establishment of regional disparity patterns as they had existed before Word War II. It became evident that the era of Communism was just a short intermezzo. But it was sufficient to provide West Transdanubia with a notable deficit in modernisation compared to contemporary Burgenland. Apart from macroeconomic circumstances, a more intensive convergence towards the old and new centre Vienna may probably be the best way towards equalisation.
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Romania’s Airlines and Airports during Transition with Particular Reference to the West Region
Air transport has been one of the most dynamic branches of the Romanian economy in recent years. After slow progress in the 1990s when there were many years of negative economic growth, the years of relative prosperity in the run-up to EU accession in 2007 have boosted passenger numbers, along with the availability of economy fares linked with the rise of low-cost airlines. The paper provides first an introduction to Romanian aviation and proceeds with a review of developments for both airlines and airports. Romania has been scoring notable successes with the rise of successful private companies (e.g. Blue Air and Carpatair), while the leading regional airports are fully matching the dynamism of Bucharest in terms of passenger numbers and improved facilities. However, the performance of the regional airports is uneven due to the intensity of competition within ‘multi-airport regions’ which seems likely to intensify in future as new airports come on stream. The paper examines the situation in the Romanian West Region and demonstrates that competition must be seen in a cross-border context there; taking note of facilities in both Hungary and Serbia, where the respective capitals are much closer to the West Region than the Romanian capital Bucharest. <br/>...<br/> Die Fluggesellschaften und Flughäfen Rumäniens unter besonderer Berücksichtigung der Westregion<br/> Der Flugverkehr war in den letzten Jahren eine der dynamischesten Branchen der rumänischen Wirtschaft. Nach langsamen Fortschritten in den 1990ern mit vielen Jahren negativen Wachstums haben die Jahre relativer Prosperität im Vorlauf des EU-Beitritts 2007 und das Angebot an Spartarifen durch Low-cost Airlines die Passagierzahlen in die Höhe getrieben. Der Artikel bietet zunächst eine Einführung in die rumänische Luftfahrt und setzt mit einem Überblick über die Entwicklung von Fluggesellschaften und Flughäfen fort. Rumänien hat beachtliche Erfolge beim Aufbau erfolgreicher privater Fluggesellschaften zu verzeichnen (e.g. Blue Air, Carpatair), und führende Regionalflughäfen gleichen in ihrer Dynamik den Flughäfen der Hauptstadt Bukarest in Bezug auf Passagierzahlen und den Ausbau von Einrichtungen. Die Regionalflughäfen entwickeln sich jedoch unterschiedlich, was auf die Intensität des Wettbewerbs in Regionen mit mehreren Flughäfen zurückzuführen ist. Da weitere Flughäfen in diesen Wettbewerb eintreten werden, wird sich dieser wohl noch verschärfen. Der Beitrag untersucht diesbezüglich die Situation in der rumänischen Westregion und zeigt, dass der Wettbewerb dort im grenzüberschreitenden Zusammenhang gesehen werden muss. Er geht auf Einrichtungen in Ungarn und Serbien ein, deren Hauptstädte der Westregion näher liegen als die eigene Hauptstadt Bukarest.
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Web Mapping 2.0
Die Internet-Kartographie unterliegt einem tiefgreifenden Wandel. Die Idee, dass kollaborative und freiwillige Nutzerinitiativen zu nützlichen Informationssammlungen und -systemen führen können, ist unter dem Terminus Web 2.0 bekannt geworden und erfreut sich mittlerweile großer Popularität. Diese neuen Möglichkeiten der Nutzung des Internet werden zunehmend auch im Bereich der Internet-Kartographie wirksam. Obwohl sie zu einer Reihe von populären neuen Internet-Kartographie-Applikationen führen, gibt es viele Herausforderungen und Probleme. Einige davon werden in diesem Beitrag aufgegriffen. <br/>...<br/> Web Mapping 2.0<br/> The following paper addresses some major aspects of the transformation of current web mapping. Based on the idea, that collaborative and volunteer-led information collections and dissemination systems are efficient, the so called Web 2.0 has become very popular. These new ways of using the web alter the way in which information is accessed and are applied in web mapping as well. Users often become map producers and assemble data from many discrete and dispersed sites. Although these new ways of using web mapping services have become very popular, many challenges and problems exist. Some of them will be discussed in this paper.
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Georg Gartner
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Lernpsychologische und mediale Grundlagen im Hinblick auf Kartographische Informationssysteme als Geographie-Lehrmittel
Schüler als Benutzer kartographischer Produkte weisen unterschiedliche Fähigkeiten auf, um raumbezogene Informationen aus kartographischen Präsentationsformen zu erfassen und zu verarbeiten. Schüler haben unterschiedliche Lernstile und können in verschiedene Lerntypen unterteilt werden. Heutige Unterrichtsmittel sprechen häufig nur bestimmte Lerntypen an, während andere vernachlässigt werden. Ziel dieser Präsentation ist, lernpsychologische und mediale Grundlagen vorzustellen, um diese bei der Anwendung Kartographischer Informationssysteme als Lehrmittel im Geographie- und Wirtschaftskunde-Unterricht zu nützen. Mit solchen Unterrichtshilfen kann zwar keine vollständige Individualisierung der Informationspräsentation, aber eine benutzergruppenangepasste Informationsvermittlung ermöglicht werden. <br/>...<br/> Psychological principles of learning and media basics with a view to cartographic information systems as tools for geographic education<br/> Students as users of cartographic products have different abilities to acquire and process spatial information from cartographic presentations. They exhibit different learning styles and can therefore be classified in different types of learners. Today’s teaching aids often address only some or just one of those learning types, whereas others are disregarded. The main target of this article is to present the application of psychological principles of learning and media basics in Cartographic Information Systems in their usage as tools for geographic education. Such teaching aids do not allow for a completely individualised information presentation. However, a user group specific transport of information can be achieved.
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Margret Brunner-Friedrich
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Edition:
978-3-7001-7279-6, eJournal, PDF, limited accessibility, 01.01.2010
Pages:
304 Pages
Language:
German
DOI (Link to Online Edition):

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