Der letzte Band der zwölfbändigen Editionsreihe „Außenpolitische Dokumente der Republik Österreich“ dokumentiert den zunehmenden nationalsozialistischen Einfluss in der politisch zerrissenen österreichischen Gesellschaft und den scheinbar unaufhaltsamen Weg Österreichs zum „Anschluss“. Während sich der österreichische Staatssekretär im Bundeskanzleramt, Guido Schmidt, anstrengte, über den preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring noch einen Modus Vivendi mit Berlin zu finden, hatte sich Hitler längst zu einer notfalls auch gewaltsamen Lösung entschlossen. Im Übrigen hatte Mussolini bei seinem triumphalen Empfang in Berlin, Ende September 1937, stillschweigend sein Plazet gegeben.
Dennoch bemühte sich Bundeskanzler Kurt Schuschnigg – gemeinsam mit Ungarn – auf der Konferenz der drei Staaten der Römer Protokolle im Jänner 1938 in Budapest, hinsichtlich einer Anerkennung General Francos und des Anti-Komintern-Paktes einen gewissen Abstand zur Politik Berlins und Roms zu halten. Aber auch Ungarn hatte sich bereits – wie Jugoslawien und Polen – an Hitler-Deutschland angepasst. Großbritannien zeigte wenig Interesse an einer Einmischung in Mitteleuropa, Frankreich war mit innenpolitischen Problemen befasst.
So ließ sich Schuschnigg vom deutschen Botschafter Franz von Papen ein Treffen mit Hitler auf dem Berghof bei Berchtesgaden einreden, das zu einer völligen Demütigung des Bundeskanzlers führte, als ihm Hitler „Verrat“ an der deutschen Politik vorhielt. Der Band dokumentiert sowohl die Vorbereitung als auch die Ergebnisse dieses Treffens am 12. Februar 1938 sehr ausführlich. Die internationale Politik erkannte nunmehr zwar die drohende Gefahr einer völligen Vereinnahmung Österreichs, war aber nicht mehr – wie 1934 – bereit, sich einer bevorstehenden nationalsozialistischen Aggression entgegenzustellen. Die Jubelrufe der Bevölkerung für die Wehrmacht und für Hitler erübrigten freilich jeden Protest.