Die Beiträge der aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kroatien, Polen, Rumänien, Serbien, der Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Österreich stammenden Autorinnen und Autoren beschäftigen sich vor allem mit dem Stellenwert, den die Erinnerung an das Revolutionsjahr 1848/49 in der Geschichte der politischen Kulturen ihrer Staaten und Nationalkulturen einnimmt. Auch wenn sich die mitteleuropäischen Ereignisse jenes Jahres aus einer Kette von Begebenheiten mit internationalen Ursachen zusammensetzten, zogen sie nationale Folgen nach sich: Die Geschichtstraditionen wurden aufgespalten und voneinander durch eigene nationale Bildungssysteme, Unwissenheit gegenüber den anderen Kulturen und durch ihre Bindung an ein eigenes nationales Publikum abgegrenzt. Die Erinnerung an 1848 begünstigte jedoch nicht nur die inhaltliche Abschottung der politischen Kulturen voneinander. Sie trug auch zur Formierung lange wirksamer Selbst- und Fremdbilder bei, welche die Interaktion der politischen Kulturen wesentlich mitprägten. Mit dem Revolutionsjahr wurde zunächst auch die Konstitutionalisierung in Verbindung gebracht. Später rückte die soziale Emanzipation in den Vordergrund des Gedächtnisses. Damit diente die Erinnerung an 1848 vielfach auch innenpolitischer Propaganda und Mobilisierung.