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Sprachkunst ‒ Beiträge zur Literaturwissenschaft, Jahrgang XLI/2010, 2. Halbband

Sprachkunst ‒ Beiträge zur Literaturwissenschaft, Jahrgang XLI/2010, 2. Halbband
Nummer:
XLI
Jahrgang:
2010
Heft:
2
1. Auflage, 2012
Mit "Sprachkunst" ist der zentrale Gegenstand benannt, um den es in den literaturwissenschaftlichen Beiträgen der Zeitschrift geht. Eine Tradition der Philologie hat sich auf verschiedene Formen künstlerischer Sprachverwendung und auf poetologische Themen konzentriert. Das heutige Selbstverständnis der Zeitschrift geht davon aus, dass sich diese Tradition auf produktive Weise mit aktuellen Paradigmen moderner Literaturwissenschaft verbinden lässt, um textorientiert den kritischen Eigensinn von Literaturen zu analysieren. Die seit 1970 halbjährlich erscheinende Zeitschrift der Österreichischen Akademie der Wissenschaften setzt sich vor allem mit deutschsprachigen und europäischen Literaturen auseinander, Beiträge können auf Deutsch, Englisch und Französisch publiziert werden. Neben den literaturwissenschaftlichen Aufsätzen erscheinen Rezensionen von Fachliteratur, Forschungs- und Tagungsberichte sowie Verzeichnisse literaturwissenschaftlicher Dissertationen und Habilitationen an österreichischen Universitäten. Aus dem Inhalt: Aufsätze: - R. Ellis Dye: Goethe`s Faust and Heidegger. Commonalties - Rosy Singh: On Thomas Mann`s "Herr und Hund" - Barbara Neymeyr: Experimente im "ideenlaboratorium". Musils avantgardistische Literaturtheorie - Yahya Elsaghe: "Mann und Frau gehen durch die Krebsbaracke. Zum "gendering" der Krankheit in Gottfried Benn`s "Morgue-Zyklus" - Rolf Selbmann: "Vermuten" und "Gewißheit". Gottfried Benns Gedicht "Astern" im zeit- und poetologischen Kontext - Philipp Schönthaler: Mit dem Schreibblock in die Berge. Zur Höhen- und Bergmetaphorik in der Prosa Thomas Bernhards - Leopold Federmair: Entwurf und Verwerfung. Einige Bemerkungen zur (österreichischen?) Ekelliteratur - Paul Goetsch: Das Motiv der leeren Seite in der modernen englischen und amerikanischen Lyrik - Sami Sjöberg: Rien, rien rien. The Alternate Nothing in French Letters and Language-centred Philosophy
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Goethe’s ›Faust‹ and Heidegger. Commonalities
As Heidegger maintained, intellectual discourse often follows the pre-cut channels of conventional academic disciplines and standard conceptual norms. This essay aims to show that Goethe and Heidegger share a common discourse and address related ontological concerns. It suggests that a reading of ›Faust‹ with Heideggerian concepts in mind may add to our understanding of Goethe’s work. Faust, who struggles against human finitude while jousting with his diabolical companion, is driven by a longing, for ‘Erlösung’ into a boundless and timeless Nothing, that parallels the devil’s will to destroy everything.', 'ge:Nach Auffassung Heideggers verlaufen philosophische Diskurse oftmals entlang vorgeprägter Bahnen akademischer Disziplinen und ideengeschichtlicher Traditionen. Diese Studie versucht zu zeigen, dass Goethe und Heidegger durch verwandte Bezüge auf analoge erkenntnistheoretische Fragestellungen und ontologische Anschauungen miteinander verbunden sind. Dabei eröffnen die in Heideggers Philosophie wiederkehrenden und weiterverarbeiteten Gedankenfiguren ihrerseits erweiterte Lesarten von Goethes ›Faust‹ als Entwurf einer Existenz, deren ‚Beharren im Sein‘ ein Verlangen nach ‚Erlösung‘ im Sinne von ‚Auflösung‘ in das ‚Nichts‘ innewohnt.']
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Ellis R. Dye
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On Thomas Mann’s ›Herr und Hund‹
Thomas Mann’s narrative ›Herr und Hund‹ explores a remarkable relationship between man and animal. Author and first-person narrator fuse in this unusual piece of autobiographical writing that excludes any references to World War I as well as to family, friend, and foe. The dog and his master stride through the narrative, charming the reader with their adventures and what is their view of the world. Despite initial misgivings, the somewhat snobbish intellectual gets along very well with the mongrel. Together they go for long walks through unbridled nature in the rural surroundings of Munich. The essay focusses on two binary oppositions, of aristocrat and commoner, nature and culture.', 'ge:Thomas Manns ›Herr und Hund‹ erkundet eine bemerkenswerte Beziehung zwischen Mensch und Tier. Der Autor und Ich-Erzähler verschmelzen in dieser quasi-autobiographischen Novelle, die konsequent jeglichen Bezug auf den Ersten Weltkrieg, aber auch auf Familie ebenso wie auf Freund und Feind ausspart. Hund und Herr bewerkstelligen die narrative Verführung des Lesers allein durch ihre Abenteuer und Lebenseindrücke. Trotz anfänglicher Bedenken kommt der als intellektueller Snob gezeichnete Herr mit der Promenadenmischung schließlich gut zurecht. Die Analyse der Gegensatzpaare: Aristokrat und Gemeiner, Natur und Kultur, bildet den Gegenstand der vorliegenden Studie.']
Schlagworte:
Rosy Singh
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Experimente im „Ideenlaboratorium“. Musils avantgardistische Literaturtheorie
The article analyses the significance of Musil’s aesthetic concepts for the development of innovative narrative strategies. It can be pointed out to what extent Musil even comes to anticipate topical literary theories based on cultural anthropology; in coming to terms with the main tendencies of contemporary literature he embraces avant-gardist attitudes, which are equally reflected in his opinions on rural and décadence writing as well as on naturalism, impressionism, expressionism and futurism.', 'ge:Der Aufsatz untersucht die Bedeutung von Musils ästhetischen Konzepten für die Entfaltung innovativer Erzählstrategien. Erstmals wird gezeigt, inwiefern Musil sogar aktuelle kulturanthropologisch fundierte Literaturtheorien vorwegnimmt und sich auch in seiner Auseinandersetzung mit Haupttendenzen der zeitgenössischen Literatur als Avantgardist erweist. Reflektiert werden seine Urteile über Heimatkunst und Décadence-Literatur sowie über den Naturalismus, Impressionismus, Expressionismus und Futurismus.']
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Barbara Neymeyr
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›Mann und Frau gehn durch die Krebsbaracke‹. Zum ‚gendering‘ der Krankheit in Gottfried Benns ›Morgue‹-Zyklus
Where should Benn’s famous role-centred poem be placed in the literary history of cancer? Why does the latter take its beginning comparatively late only? Why does it have to be always and in any case women who are affected by it? Why does it ever and again attack their female organs? To what extent does the assignment of parts in the poem pertain to these relationships? How is the poem placed in the tradition of didactic poetry? Queries of this kind will find their answer in gender theory.', 'ge:Welche Stelle nimmt Benns berühmtes Rollengedicht in der Literaturgeschichte der Krebskrankheit ein? Warum beginnt diese erst vergleichsweise spät? Wieso sind es hier wie dort immer wieder Frauen, die an Krebs erkranken? Weshalb befällt dieser immer wieder ihre weiblichen Organe? Inwiefern gehört in diese Zusammenhänge auch das Rollenarrangement des Gedichts? Wie verhält sich dieses zur Tradition der Lehrdichtung? Solche Fragen sollen in einer gendertheoretischen Relektüre ihre Antworten finden.']
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Yahya Elsaghe
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„Vermuten“ und „Gewißheit“. Gottfried Benns Gedicht ›Astern‹ im zeit- und poetologiegeschichtlichen Kontext
Gottfried Benn’s well-known poem ›Astern‹ is traditionally read as a mere autumn impression or considered as bearing a hermetic meaning. The history of its genesis, however, reveals unexpected aspects. ›Astern‹ stands at a turning point in Benn’s literary development; it is a poetological poem and to this point a political one, reacting upon the occurrences during the early years of the Third Reich.', 'ge:Gottfried Benns ›Astern‹ ist eines seiner bekanntesten Gedichte; es wurde bisher entweder als stimmungsvolle Jahreszeitenbeschreibung oder als chiffrenbeladene Aussage gelesen. Aus seinem entstehungsgeschichtlichen Kontext kann das Gedicht jedoch neu und präzise verortet werden, nämlich als Reflexion der eigenen Erkenntnis, als poetologisches und zugleich als politisches Gedicht, in dem Benn ganz unmittelbar auf die Ereignisse der ersten Jahre des Dritten Reichs reagiert.']
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Rolf Selbmann
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Mit dem Schreibblock in die Berge. Zur Höhen- und Bergmetaphorik in der Prosa Thomas Bernhards
This article analyses the metaphors of height and mountains in the prose work of Thomas Bernhard, interlinking them with his concept of writing. It argues that the vertical axis is marked by a historical index, which succinctly articulates the dilemma of the post-war writer, who is entangled in a genealogical and dynastic relationship with a generation of perpetrators. In Bernhard’s prose, the notion of height as material and cultural heritage is occupied by a “deadly parental inheritance” (›Beton‹) that renders the rhetoric of overcoming and sublimation futile. This essay thus examines the sociohistorical and poetological motivation of Bernhard’s critique of height, resulting in a deconstructivist form of writing.', 'ge:Der Beitrag analysiert die Höhen- und Bergmetaphorik in der Prosa Thomas Bernhards und schließt diese mit der Schreibpraxis kurz. Die Vertikale, so die These, ist mit einem historischen Index versehen, die prägnant das Dilemma des Nachkriegsautors, der aufgrund genealogischer und dynastischer Nachfolgeverhältnisse mit der Tätergeneration verstrickt ist, bündelt. Wo die Höhe als materielles und geistiges Erbe von einem „todbringenden Elternerbe“ (›Beton‹) besetzt ist, greift jede Überwindungs- und Sublimationsrhetorik ins Leere. Findet Bernhards Kritik der Höhe hier ihre zeithistorische und poetologische Begründung, so zeigt der Beitrag, wie Bernhard dieses Dilemma des Schreibers konsequent in eine dekonstruktivistische Schreibpraxis überführt.']
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Philipp Schönthaler
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Entwurf und Verwerfung. Einige Bemerkungen zur (österreichischen?) Ekelkunst
This article is concerned with narrative works by three contemporary Austrian writers (Lydia Mischkulnig, Josef Winkler, Elfriede Jelinek) under the aspect of the representation of repulsive images and acts that might repel the reader. As is shown, even the most extreme distortion of social phenomena is based on a positive counter design within the author‘s own aesthetic practice from which inevitably contradictions in the work of art will arise.', 'ge:Der vorliegende Aufsatz beschäftigt sich mit Werken dreier zeitgenössischer österreichischer Autoren (Lydia Mischkulnig, Josef Winkler, Elfriede Jelinek) unter dem Gesichtspunkt der Darstellung von ekelhaften, den Leser womöglich abstoßenden Bildern und Handlungen. Gezeigt wird dabei, dass noch die extreme Verwerfung gesellschaftlicher Phänomene auf einem positiven Gegenentwurf im Bereich der eigenen ästhetischen Praxis beruht, so dass sich unvermeidlich werkinterne Widersprüche ergeben.']
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Leopold Federmair
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Das Motiv der leeren Seite in der modernen englischen und amerikanischen Lyrik
The theme of the writer’s struggle with the blank page frequently occurs in modern English and American poetry. Four metaphorical meanings of the empty page can be distinguished: (1) an unstructured space (wilderness, desert, winter landscape); (2) the space to be written in (an island in a sea of words); (3) the other side of the text or the stories beneath the poem which include the (subconscious) obstacles to writing; (4) a page that appears to be empty, but actually has been written on by other texts, various discourses, and cultural ideas. The relevance of these metaphors is illustrated with a number of texts that concentrate on the choice of subject matter, poetic form, the role of the imagination and the creative process.', 'ge:Das Ringen des Dichters mit der leeren Seite ist ein beliebtes Motiv der modernen englischen und amerikanischen Lyrik. Folgende metaphorische Bedeutungen lassen sich unterscheiden: (1) die unstrukturierte Fläche (Wildnis, Wüste, Schneelandschaft), (2) der potentielle Ort des zu schreibenden Textes (eine Insel im Meer der Wörter), (3) die Rückseite des Textes oder die Geschichten unterhalb der Vorder- und Rückseite (die z. T. unbewussten Hindernisse, die dem Schreiben entgegenstehen), (4) die Seite, die leer zu sein scheint, in Wirklichkeit aber bereits mit Texten, Diskursen, kulturellen Vorstellungen beschrieben ist. Die poetologische Relevanz dieser Metaphorik wird an einer Reihe von Texten erläutert, die sich mit der Stoff- und Formenwahl, der Inspiration und dem schöpferischen Prozess befassen.']
Schlagworte:
Paul Goetsch
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Rien, rien, rien. The Alternate Nothing in French Letters and Language-centred Philosophy
The essay addresses the French concept of rien (nothing) as an alternative to ‘nothingness’. Its diverse uses from the Enlightenment to modern philosophy and avant-garde literature can be studied as items in the history of thought. From ironic and pejorative instances the ambiguous rien has developed into a philosopheme that blends literary language with philosophical argumentation. Rien has been applied as a notion that defies conceptual thought inherent in philosophy, and this polysemy derives from its ambiguous import.', 'ge:Dieser Aufsatz behandelt das französische Konzept des rien (Nichts) als eine Alternative zur ‚Nichtigkeit‘. Die unterschiedlichen Adaptionen des Konzepts von der Aufklärung bis zur modernen Philosophie und Avantgarde-Literatur werden im Rahmen einer Begriffsgeschichte verfolgt. Ausgehend von frühen, ironischen und pejorativen Belegstellen entwickelte sich das ambivalente rien zu einem eigenen Philosophem, in dem sich literarische Sprache mit philosophischer Argumentation vermischen. Das Rien bildete in seinen Rezeptionen eine Herausforderung des konzeptionellen Denkens innerhalb der Philosophie, wobei die vielfältigen Ausprägungen wesentlich erst durch den polyvalenten Charakter des Begriffs ermöglicht wurden.']
Schlagworte:
Sami Sjöberg
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Verzeichnis der literaturwissenschaftlichen Habilitationen an österreichischen Universitäten
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Berichte und Besprechungen
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Ausgabe:
978-3-7001-7265-9, Zeitschriftenausgabe, broschiert, 21.06.2012
Ausgabe:
978-3-7001-7299-4, E-Journal, digital, 21.06.2012
Auflage:
1. Auflage
Seitenzahl:
183 Seiten
Format:
24x17cm
Sprache:
Deutsch
DOI (Link zur Online Edition):

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